Cover

Elsa Osorio

Mein Name ist Luz

Roman

Aus dem Spanischen von
Christiane Barckhausen-Canale

Suhrkamp

Die Originalausgabe erschien 1998 unter dem Titel

A veinte años, Luz

bei Alba Editorial S. L., Barcelona.



© Elsa Osorio, 1998



Umschlagfoto: © Deborah Roundtree/getty images



ebook Suhrkamp Verlag Berlin 2010

© der deutschen Ausgabe

Insel Verlag Frankfurt am Main 2000

Suhrkamp Taschenbuch Verlag

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das

der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form

(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)

ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert

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www.suhrkamp.de

Umschlag: Göllner, Michels, Zegarzewski

eISBN 978-3-518-73910-5

Prolog

1998

Luz, Ramiro und ihr Sohn Juan landeten an einem heißen Donnerstag um sieben Uhr morgens auf dem Flughafen Barajas. Im Taxi, das sie zum Hotel brachte, erzählte ihnen Luz von der Plaza Mayor, den engen und geheimnisvollen Gassen, den Bars, die wer weiß wie lange geöffnet waren, und von den Frauen mit diesem Blick voller Hochmut, deren Hände beim Tanzen ruhelosen Vögeln glichen. Vom Flamenco wirst du begeistert sein, Ramiro, ich bringe dich in den Park von El Retiro, Juan.

Vielleicht wollte Luz ihnen vormachen (oder für eine Weile selbst daran glauben), daß sie nur dort waren, um Spanien kennenzulernen, und nicht, um sie auf diesem Weg zu begleiten, auf dem sie nichts mehr aufhalten konnte, seit ihr diese Idee in den Kopf gekommen war, damals, als Juan zur Welt kam. Denn es war genau dort, in der Klinik, wo dieser Zweifel geboren wurde, von dem sie sich nicht mehr hatte frei machen können. Zwischen Windeln, Bäuerchen und Wiegenliedern hatte Luz Nachforschungen angestellt und mit Leuten gesprochen und um Informationen gebeten und beharrlich gewühlt und gebohrt und gesucht. Und nun waren sie bis hierher gekommen. Bis nach Madrid.

Am selben Morgen, während Juan und Ramiro schliefen, bekam sie von der Auskunft die Telefonnummer von Carlos Squirru. Er lebte also, es gab ihn, und er war hier, in derselben Stadt wie sie. Ihr Herz schlug so schnell wie noch nie.

Von der Telefonkabine des Hotels aus wählte sie die Nummer. Eine Frauenstimme, offenbar die einer Spanierin, sagte, es sei niemand da, sie solle nach dem Signalton eine Botschaft hinterlassen. Rasch legte sie wieder auf. Sie versuchte, diese Stimme mit Augen, Mund und einem Gesicht zu versehen, aber es gelang ihr nicht. Ob es seine Frau war? Ob Carlos ihr von seiner Vergangenheit erzählt hatte?

Sie hatte sich geschworen, alles auf den nächsten Tag zu verschieben. Ramiro und Juan hatten einen Ruhetag verdient, sie sollten ihr Vergnügen haben und spazierengehen, wie sie es ihnen bei der Ankunft versprochen hatte. Sie mußte sich eine Pause gönnen, sich ausruhen, aber sie konnte nichts dagegen tun, daß sie zwischen Spaziergängen, Spielen und Gelächter von Angst gepackt wurde. Wie würde sie dieses schwierige Gespräch in Angriff nehmen? Sie würde knapp sein, sich kurz fassen, und Carlos würde sich nicht weigern, sie zu treffen, wenn sie ihm erst einmal gesagt hätte, daß sie ihm etwas von Liliana auszurichten hatte. Sie mußte die richtigen Worte finden. Ramiro würde ihr helfen, alles zu planen. Wie so viele Male, seit sie mit ihrer Suche begonnen hatte.

»Wir sprechen heute abend darüber«, sagte Ramiro.

Aber sie konnte nicht bis zum Abend warten: Versuch mich zu verstehen, ich will es gleich tun, ich will nicht mehr darüber nachdenken, ob er es ist oder nicht und was er mir sagen, wie er reagieren wird.

Ramiro antwortete nur mit einem Achselzucken. Es war ihre Geschichte, und sie mußte entscheiden, wie sie gespielt werden sollte.

»Ja, bitte?« antwortete Carlos, und Luz mußte die eine Hand mit der anderen festhalten, um nicht aufzulegen, so ängstlich war sie. Ramiro beobachtete sie von der Tür aus.

»Ich würde gern mit Carlos Squirru sprechen.«

»Der bin ich«, und das klang so spanisch, daß Luz sich sagte, wie dumm es gewesen war, sich Illusionen zu machen, denn es konnte ja durchaus einen Spanier geben, der genauso hieß. »Wer bist du?«

Dieses »Wer bist du« überzeugte sie völlig davon, daß es ein Irrtum gewesen war, aber sie würde nicht auflegen, ohne sicherzugehen.

»Mein Name ist Luz, Luz Iturbe. Sie kennen mich nicht, vielleicht sind Sie nicht der Carlos Squirru, den ich suche, man hat mir bei der Auskunft Ihre Telefonnummer gegeben, weil ich in Madrid nachgefragt habe, aber vielleicht wohnt ja der Carlos Squirru, den ich suche, woanders, ich bin mir nicht sicher.«

Sie haßte sich für all diese wirren Worte. Sie mußte noch einmal anfangen; sie hustete, das Schweigen ihres Gesprächspartners ermutigte sie nicht gerade, weiterzusprechen, Ramiro ging in das Zimmer von Juan, am anderen Ende der Leitung weinte ein Kind.

»Einen Moment, bitte«, und dann, weiter weg, »Montse, kümmere dich um das Kind.«

»Verzeihen Sie, ich glaube, ich habe mich geirrt, ich dachte ...«

»Bist du Argentinierin?«

Der Akzent! Er hatte mit argentinischem Akzent gesprochen!

»Ja, und Sie? Weil nämlich der Carlos Squirru, den ich suche, Argentinier ist.«

»Ja, ich bin Argentinier, obwohl ich versuche, es zu vergessen« – und er lachte – »Aber ich weiß nicht, ob der, den du suchst« – die Stimme wurde verführerisch – »gut aussieht und klug und charmant ist. In diesem Falle bin ich es, wenn nicht, dann wird es einer der anderen fünf oder sechs Squirru sein, die in ganz Europa verstreut sind.«

Carlos lachte, bestimmt über ihre Unbeholfenheit. So oft hatte sie sich überlegt, was sie ihm sagen würde, aber jetzt konnte sie sich an nichts erinnern. Er schien freundlich und sympathisch zu sein. Warum brachte sie keinen zusammenhängenden Satz zustande?

»Ich wollte mit Ihnen ... über Liliana sprechen.«

Ein langes Schweigen, und dann sehr trocken:

»Liliana – und weiter?«

»Ich weiß nicht, ich kenne den Nachnamen nicht, das ist ja einer der Gründe, weshalb ich mit Ihnen sprechen möchte. Vor einigen Monaten habe ich mit Miriam López gesprochen, sie hat mir Ihren Namen genannt. Miriam ...«

»Wer?«

»Miriam López.«

»Kenne ich nicht.«

»Nein, das weiß ich. Sie hat Sie vor vielen Jahren im Telefonbuch gesucht. Aber sie hat sich geirrt, sie dachte, der Nachname hätte ein E, Esquirru, ein E am Anfang. Ich bin darauf gekommen, daß Squirru mit einem S beginnt.« – Sie war weder kurz noch knapp, noch deutlich, sie machte alles kaputt, sie wollte Ramiro rufen, damit er es ihm erklärte. »Miriam sagte mir, Carlos Squirru sei Lilianas Lebensgefährte gewesen ... vor zweiundzwanzig Jahren.«

Das war nicht großartig, aber sie hatte es gesagt, und er antwortete nicht, man hörte ihn nicht einmal atmen. »Hatten Sie eine Lebensgefährtin, die Liliana hieß?«

»Und wer bist du?«

»Ich bin ... ich heiße Luz. Ich habe in letzter Zeit über vieles nachgeforscht, überall, aber mir fehlen noch Fakten. Es ist schwer, es Ihnen so am Telefon zu erklären. Könnten wir uns treffen?« Das Schweigen wurde unerträglich. »Liliana wollte Ihnen etwas sagen, bevor sie ... Bitte, könnten wir uns sehen?«

»Kennst du das Café Comercial?«

»Nein, aber das macht nichts. Sagen Sie mir, wo es ist, und ich komme hin.«

»Am Bilbao-Platz. In einer Stunde.«

»Ja.« Freude und Angst zugleich. »Wie erkennen wir uns? Ich weiß nicht, wie Sie aussehen. Ich bin blond, ich werde eine grüne Bluse tragen ... und ein Buch in der Hand halten.«

»In Ordnung, adiós.«

Ramiro umarmte sie, nachdem sie aufgelegt hatte. Luz begann zu weinen.

»Ich habe alles falsch gemacht. Hast du zugehört, Liebling? Er hat nie gesagt, daß er Lilianas Lebensgefährte war, aber wenn er einverstanden war, mich zu sehen, dann doch deswegen, weil er es ist, nicht wahr?«

Ramiro würde Juan zu essen geben und hier auf sie warten: Ruf mich an, wenn du mich brauchst. An irgendeiner Ecke des Bilbao-Platzes stieg sie aus dem Taxi und fragte ein paar Jungen nach dem Café Comercial. Als sie die breite Straße überquerte, hatte sie das Gefühl, ihre Füße hätten kein Gewicht, ihr ganzer Körper wäre ohne Halt und sie könnte jeden Augenblick zusammenbrechen. Die flirrende, trockene Julihitze umfing sie und drohte sie zu verschlucken. »Erdrückende Hitze«, hatte der Taxifahrer gesagt, und Luz dachte, daß sie jetzt zum ersten Mal begriff, was dieser Ausdruck bedeutete.

An den Tischen auf der Terrasse saßen viele Leute. Ihr wurde klar, daß sie eine Person nicht von der anderen unterscheiden konnte. Sie blieb eine Weile stehen und schwenkte das Buch, das sie in der Hand hielt. Wenn Carlos hier war, würde er auf sie zukommen. Am besten wäre es, hineinzugehen, etwas Eiskaltes zu trinken und, falls er nach einer Weile nicht auftauchte, wieder auf die Terrasse hinauszugehen.

Dank der Klimaanlage fühlte sie sich gleich besser. Welcher von diesen Männern, die allein hier saßen, war er wohl? Sie setzte sich an einen Tisch und ließ den Blick durch das Café wandern. Der Mann da am Nebentisch mußte so um die Vierzig sein. Allerdings wußte sie nicht, wie alt Carlos war. Der Mann sah sie an, aber nein, er konnte es nicht sein, er würde sie nicht auf diese Art anlächeln.

Den Blick auf die Tür geheftet, bestellte Luz eine Coca-Cola mit Zitrone. Carlos näherte sich ihr von hinten, stellte sich dann vor ihr auf und sah sie an.

»Carlos?« fragte Luz und wußte nicht, ob sie ihm die Hand geben sollte oder nicht, und ihr Arm fiel zurück auf den Tisch, als er zur Antwort nur ihr gegenüber Platz nahm.

Keiner von beiden schien das Gespräch beginnen zu wollen. Zur selben Zeit wie Luz öffnete Carlos den Mund und schloß ihn wieder. Dieses sich spiegelnde Unbehagen brachte sie beide zum Lachen.

»Ich bin ziemlich ratlos. Ich weiß nicht, wer du bist oder wer diese Miriam ist oder warum du mich suchst. Du kannst Liliana nicht gekannt haben, du bist zu jung.«

Als die Coca-Cola gebracht wurde, bestellte Carlos einen Whisky.

»Sie hat Miriam López Ihren Namen genannt.«

»War diese Miriam im Gefangenenlager?«

»Das nicht gerade.«

»Also wo dann?«

»In Miriams Wohnung. Liliana gab Miriam in ihrer Wohnung Ihren Namen.«

Luz sah Verzweiflung oder Ungeduld in seinem Gesicht. Sie würde sich nicht so dumm anstellen wie am Telefon.

»Carlos, ich werde Ihnen alles erklären, was ich weiß. Ich stelle schon seit geraumer Zeit Nachforschungen an. Es war schwierig, weil ich Lilianas Familiennamen nicht kenne. Wie hieß sie?«

»Bist du Journalistin? Bist du hier, um ein Interview mit mir zu machen? Was willst du? Einen Artikel schreiben, ein Buch? Ich lebe schon seit Ewigkeiten nicht mehr in diesem Land, für mich existiert es nicht mehr, verstehst du? Es existiert nicht«, und dann, mit eindeutiger Feindseligkeit: »Wer hat dir meinen Namen genannt? Was ist das für eine Geschichte mit dieser Miriam Soundso? Und wann war Liliana in ihrer Wohnung? Das ist unmöglich.«

Luz nahm einen Schluck von ihrer Coca-Cola, als wolle sie sich Zeit lassen, bevor sie, eine nach der anderen, alle diese ängstlichen Fragen beantworten würde.

»Ich bin keine Journalistin. Ich wollte Sie sehen, kein Interview mit ihnen machen. Ich wollte Sie kennenlernen, ich möchte ... so vieles wissen. Und vor allem möchte ich, daß Sie alles wissen. Ihren Namen habe ich von Miriam López, und wenn Sie mir die Gelegenheit dazu geben, werde ich Ihnen noch sagen, wer sie ist.« Luz schien ihm mit derselben Verärgerung zu antworten. »Ich bin es, die reden wird. Und Sie reden später, wenn Sie wollen.« Ihre Stimme zitterte, und sie versuchte, den richtigen Ton zu finden. »Und wenn nicht, dann nicht. Einverstanden? Ich will nur, daß Sie mir zuhören.«

Die Anwesenheit des Kellners ließ sie verstummen. Carlos nahm sich Zeit mit seiner Antwort.

»Entschuldige, daß ich so schroff war. Aber du hast mich überrumpelt. Vielleicht bin ich es, der nicht will, der Angst hat, dieses Thema anzuschneiden. Weißt du? Es tut mir immer noch weh. Sehr sogar.«

Als Carlos wegschaute, bemerkte Luz zum ersten Mal, seit sie ihn gesehen hatte, daß er ein gutaussehender Mann war und daß er ihr gefiel. Und was für eine unglaubliche Geste, dieses Wegsehen. Genauso machte sie es, wenn sie eine Gemütsbewegung verbergen wollte. Aber sie konnte es sich nicht erlauben, ihn zu beobachten, um herauszufinden, was er fühlte, und sie wollte ihm auch nicht einfach so diesen Satz hinwerfen, den sie dann vielleicht doch nicht auszusprechen wagte und der ihre Anwesenheit sofort erklären würde.

»Wer war Miriam?«

»Miriam López lernte Liliana unter ziemlich ungewöhnlichen ... ich würde sagen, tragischen Umständen Mitte November 1976 kennen.«

Luz fragte sich, womit sie beginnen sollte: mit der Entbindung in der Klinik von Paraná oder mit der anderen, im Krankenhaus von Buenos Aires. Vielleicht war es besser, gleich über dieses seltsame, starke Bündnis zu sprechen, das sich zwischen Miriam und Liliana entwickelt hatte. Doch dann ließ sie die Worte einfach heraus, so, wie sie kamen, und ohne eine Erklärung dafür zu geben, daß sie so viele Einzelheiten von der einen und von der anderen Seite kannte. Von der anderen wußte sie in Wahrheit sehr wenig, fast gar nichts, nicht mehr als das, was Liliana Miriam erzählt hatte. Über Lilianas letzte und ihre eigenen ersten Tage. Wenn ihr jemand helfen konnte, etwas über die andere Seite zu erfahren, dann war er es, Carlos. Aber er war so betroffen von dem, was sie ihm erzählte, daß er sie in dieser ersten Stunde kaum einmal unterbrach.

»Möchtest du noch etwas trinken?« Carlos winkte dem Kellner.

Sie wollten sich beide eine Atempause gönnen, sich sammeln, sich beruhigen.

»Eine Coca-Cola. Du bist fast ein Spanier geworden.« Über irgend etwas reden, das Ganze etwas alltäglicher erscheinen lassen. »Deine Aussprache, bestimmte Worte ... du redest fast wie ein Spanier.«

»Nein, manchmal spreche ich das argentinische Spanisch, wenn ich mit Argentiniern zusammen bin. Aber das bin ich zum Glück selten, ich gehe ihnen aus dem Weg. In Wirklichkeit hasse ich die Argentinier und Argentinien.«

Carlos konnte nicht sehen, wie der Groll ein Feuer in ihren Augen entfachte.

Luz sah auf die Uhr.

»Ich gehe telefonieren, ich will nicht, daß Ramiro sich Sorgen macht. Ramiro, mein Mann.«

»Du hast schon einen Mann?« Da war ein Staunen, nur, warum bloß? Er wußte doch überhaupt nichts von ihrem Leben.

»Ja, und einen Sohn. Er heißt Juan und ist anderthalb Jahre alt.«

Vielleicht weil er jetzt allein am Tisch saß, ließ er die Frage an sich heran, die ihn beschäftigte, seit Luz diesen Fehler gemacht hatte (sie hatte »mich retten« gesagt anstelle von »sie retten«), und über die er vorher nicht hatte nachdenken wollen oder können. Er hatte etwas Abfälliges über Miriam gesagt, und sie hatte sehr heftig darauf reagiert.

»Diese Hurentochter, wie du sie nennst« – in diesem Moment hatte sie begonnen, ihn zu duzen – »hat ihr Leben riskiert, um mich zu retten.«

Und wenn dieses »mich retten« kein Fehler war? Keine Anspielung auf irgendeine andere Episode, bei der diese Frau sie gerettet hat? dachte Carlos, aber Luz war irgendwie, er wußte schon nicht mehr, wie, darüber hinweggegangen und hatte weiter von Liliana und der Kleinen gesprochen. Aber wie war es möglich, daß sie so viel wußte? Und warum sagte sie es ihm nicht rundheraus? Und warum fragte er sie nicht direkt?

Er wollte nicht, daß Luz merkte, was er vermutete. Er sagte sich, daß er diese Frage so lange wie möglich aufschieben würde, daß er akzeptieren würde, wenn sie es so erzählte, wie sie wollte oder konnte. Wenn es denn so war. Schließlich konnte es ja auch eine andere Erklärung geben.

Vielleicht sollten sie zu Abend essen, schlug er vor, als sie an den Tisch zurückkam.

Nein, keiner von beiden hatte Hunger. Wie hätten sie von diesem Tisch aufstehen können, bevor er die ganze Geschichte kannte.

»Es wäre gut, wenn du weitererzählen würdest.«

Luz schluckte, und dann redete und redete sie, bis sie es ihm schließlich irgendwie sagte.

Carlos hatte sie nie danach gefragt, aber als er ihre Hände nahm und sie mit ernsten Augen ansah, hatte Luz die Gewißheit, daß er sie wiedererkannte.



Als sie das Café Comercial verließen, spürte Carlos das Bedürfnis, Luz den Arm um die Schulter zu legen, aber er hatte nicht den Mut dazu. Sein Arm hob sich ganz von allein und verharrte in der Luft.

»Darf ich?«

Luz konnte nur lächeln und nicken. Etwa zehn Minuten gingen sie nebeneinanderher und sprachen über die Straßen, die um diese Zeit, im Morgengrauen, so belebt waren, über Madrid, und über die Reise, die sie nach dem Abitur nach Europa gemacht hatte. Eine stillschweigende Übereinkunft, nichts zu erwähnen, was dieses Vergnügen, zum ersten Mal nebeneinanderher zu gehen, trüben konnte.

Carlos erzählte ihr, daß er sich in Barcelona auf Kinderheilkunde spezialisiert und daß er dort Montse geheiratet hatte. Seit acht Jahren wohnte er in Madrid. Luz sagte ihm, daß sie noch eine ganze Weile brauchen würde, um das Architekturstudium zu beenden: »Ich bin im Studium zurückgeblieben, durch die Geburt von Juan und durch ... das hier.«

Tiefe Befangenheit hinderte ihn daran, Luz so zu umarmen, wie er es gewollt hätte, als sie all das, was sie zu tun imstande gewesen war, um ihn zu treffen, »das hier« nannte.

In der Tür zum Hotel blieb Carlos vor ihr stehen, und sie sahen sich an. Luz drehte sich um, als wäre ihr das englische Ehepaar, das gerade hereinkam, äußerst wichtig.

Carlos nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und drehte es zu sich herum.

»Ich habe dir noch nicht gesagt, daß du sehr hübsch ... und sehr mutig bist.« Luz konnte nicht antworten, weil sie dann sofort in Tränen ausgebrochen wäre. »Wie geht es jetzt weiter? Luz ... Lili ... ich weiß nicht, wie ich dich nennen soll.«

»Luz, ich hieß immer Luz. Und mein Name gefällt mir. Es ist schwer, dir das zu sagen, aber nicht alles war schlecht, mein Name zum Beispiel. Luz, Licht. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, Licht in dieses Dunkel zu bringen, mir Klarheit zu verschaffen, zu suchen und weiterzusuchen, ohne zu bedenken, welches Risiko für meine Gefühle ich damit einging. Für dich muß diese Unterhaltung sehr qualvoll gewesen sein, so qualvoll, daß ich es mir nicht einmal vorstellen kann, aber auch für mich war es nicht leicht, weißt du? Ich wußte nicht, wie du reagieren würdest, ob ich dich finden würde oder ... ich wußte nichts, gar nichts ... auch nicht, was mit mir geschehen wird, wenn du dich jetzt umdrehst und ich dich nie wiedersehe.«

»Ortiz.«

»Was?«

»Sie hieß Liliana Ortiz. Auch ich habe dir viel zu erzählen. Und außerdem müssen wir gemeinsam ein paar Dinge entscheiden. Findest du nicht? Sie werden jetzt in Madrid vor Gericht gestellt.« Das klang begeistert. »Würde Miriam kommen und aussagen?«

Noch ehe Luz ihm antworten konnte, gab Carlos ihr einen Kuß und wandte ihr seine Wange zu:

»Auf die spanische Art. Hier gibt man sich zwei Küsse. Ruh dich aus, ich rufe dich morgen an.«

Erster Teil

1976

Kapitel eins

Heute abend werde ich ihm zeigen, wie hübsch das Zimmer geworden ist, mit der Tapete und all den Sachen, die ich gekauft habe. Ob er mich beschimpfen wird, weil ich das ganze Geld für das Kinderzimmer ausgegeben habe und nicht für das, was er mir aufgetragen hat? Ich glaube nicht. So ein Vieh ist er nicht. Er wirkt so, aber er ist gutmütig. Sonst hätte er nie begriffen, was mit mir los ist. Er ist der einzige, dem ich es sagen konnte, und er hat nicht gelacht oder so, er hat mich verstanden, er hat gesagt, er fände es natürlich und menschlich, und er war sogar gerührt. Und mit Zärtlichkeit kann man mich leichter kaufen als mit einem Bündel Dollarscheine. Auch wenn es niemand vermuten würde, El Bestia ist zärtlich. Und sentimental, sonst würde er nicht alles tun, damit ich bekomme, was ich will.

»El Bestia nannten sie ihn, weil er so stark war. Wenn sie bei einem Einsatz klingelten und ihnen niemand aufmachte, sagten sie zu ihm: ›Na los, Bestia‹, und dann machte er ein paar Schritte zurück, warf sich mit voller Wucht gegen die Tür und schlug sie ein.«

Paß auf, sage ich zu ihm, tu mir nicht weh, und er: Ich habe dir doch schon gesagt, daß keine Tür mich aufhalten kann, und dann muß ich lachen, und er steckt ihn mir rein, nur ein bißchen, und ich sage Bestia zu ihm, aber ich lache dabei. Wenn ich ihn lasse, dann nicht weil er stark ist, sondern weil ich spüre, daß er mich liebt, daß er scharf auf mich ist. Sein Atem wird schneller: Meine Frau, die da ist meine Frau, meine Stute, meine Geliebte, meine Señora. Señora nennt er mich, während er mich da unten abküßt und mich ganz heiß macht, und dann, vielleicht habe ich den Verstand verloren, kann ihn wirklich keine Tür meines Körpers mehr aufhalten.

Nicht nur, wenn wir im Bett sind, sagt er so was zu mir, neulich hat er mich auch diesem Dünnen mit dem Schnurrbart als seine zukünftige Frau vorgestellt. Er will ernsthaft, daß wir heiraten. Früher habe ich gedacht, kommt nicht in Frage, es sei denn, ich gewinne in der Lotterie wie Bibi und angele mir einen mit viel, viel Knete oder einen großen Geschäftsmann oder einen berühmten Fußballer oder einen Boxer wie Monzón, ein Haus mit Swimmingpool, Dienstmädchen, ein Garten und Autos und so. Na ja, man kann nicht jeden Tag das große Los gewinnen, und für mich war eben nichts anderes zu haben als ein Mann, der weder groß noch berühmt ist, aber der mir beschafft, was ich will. Gerissen ist er schon. Geld hat er nicht allzuviel, aber er sagt, daß er gute Aussichten hat und daß er in ein paar Monaten, wenn was auch immer sie da machen abgeschlossen ist, zu einem Haufen Geld kommen wird. Jedenfalls heirate ich ihn lieber, wenn er mir das Baby besorgt. So ein Kind bekommt ja nicht jeder, es müssen gut gestellte Familien sein, wir müssen verheiratet und sogar kirchlich getraut sein. Das mit der kirchlichen Trauung finde ich allerdings übertrieben.

»Muß ich zur Beichte gehen?« habe ich ihn vorgestern abend gefragt. Aber dann habe ich ihm nicht mal zugehört, weil ich mich bei dem Gedanken daran schon totlachen mußte. »Du wirst schon sehen, was der Priester für ein Gesicht macht, wenn ich ihm sage, wie viele es mit mir getrieben haben.«

Er wurde ein wenig böse, weil er sich nicht daran erinnern will; er will auch nicht wissen, was ich früher gemacht habe, obwohl er es weiß. Was war ich denn, als wir uns kennengelernt haben? Ein bißchen plump ist er, aber gutmütig, El Bestia ist gutmütig. Und jetzt habe ich schon alles vorbereitet: das Zimmer, die Babysachen, sogar Kindermusik habe ich gekauft, und ich lerne gerade die Lieder auswendig, denn er hat gesagt, es dauert nicht mehr lange, bis er es mir bringt. Und daß der Kleine wunderschön sein wird. Oder auch die Kleine, denn vielleicht ist es ja ein Mädchen, ein Weibchen, wie die Mama. Hoffentlich nicht so eine Nutte, habe ich zum Bestia gesagt, und zuerst hat er gelacht, aber dann nicht mehr. Er hat gesagt, ich sei keine Nutte, denn dann könnte ich nicht seine Ehefrau sein. Seine Ehefrau sei keine Nutte, nur im Bett, im Bett solle ich eine Nutte sein, aber nach außen nicht. Wackle nicht so mit dem Hintern, denn bald wirst du die Señora von Pitiotti sein. Das sagt er so wie »die Herzogin von Soundso« oder »die Prinzessin auf der Erbse«. Und ich mache ihm vor, daß ich begeistert bin, denn ich will, daß er zufrieden ist. Wo soll ich denn mit dem Hintern wackeln, wenn ich nirgendwohin gehe? Ich arbeite nicht: keine Modenschauen, keine Feste, keine Verabredungen, nichts.

»Eine Nutte! Es kann nicht wahr sein, daß Liliana sich einer Nutte anvertraut hat!« war Carlos’ Reaktion.

»Was ist schlimm daran, daß sie eine Nutte war?« empörte sich Luz. »Als Liliana sie kennenlernte, war Miriam keine Nutte mehr.«

Seit er mir das Baby versprochen hat, bleibe ich im Haus. Ich liege da, träume vor mich hin, höre Musik, sehe fern, gehe einkaufen. Um die Wahrheit zu sagen, ich verblöde ein wenig, aber ihm sage ich, daß es mir bestens geht, daß ich es wunderbar finde, auf ihn zu warten, gemeinsam zu Abend zu essen und dann, wenn er Zeit hat, noch etwas auszugehen. Ich will schließlich, daß er mit mir zufrieden ist, daß er sein Wort hält und mir das Baby bringt. Er sagt, daß er für die Mutter des Kindes sorgt, damit sie eine gute Schwangerschaft hat, und daß er nicht zuläßt, daß man ihr etwas tut, weil »das kein Krieg gegen Kinder ist«. Diesen Satz wiederholt er ständig.

Was das Mädchen getan hat, weiß ich nicht, er sagt es mir nicht, nur, daß sie das Kind nicht haben will und daß sie es im Gefängnis sowieso nicht behalten kann. Sie ist wohl ohne es zu wollen schwanger geworden. Sie ist sehr hübsch, ein Dummchen, und bestens gebaut. Seine Augen strahlen, wenn er von ihr spricht. Neulich habe ich zu ihm gesagt: Du wirst sie doch nicht etwa genommen haben?

»Was redest du da, sie ist doch schwanger mit deinem Baby. Was fällt dir ein?«

Klar, wie soll er sie genommen haben, wenn sie schon ungefähr im achten Monat ist.

Er kümmert sich persönlich darum, daß man ihr gutes Essen gibt, weil das Essen dort offenbar unglaublich schlecht ist.

»Sie bekam spezielles Essen und wurde nicht gefoltert wie die anderen.«

»Meinst du, es war keine Folter, dort sein zu müssen und zu wissen, daß all diese Fürsorge, diese Sonderbehandlung, nur den Zweck hatte, ihr später das Kind wegzunehmen?« Vor lauter Haß wurde Carlos’ Stimme heiser. »Sie gingen hin und wählten die Mütter aus wie in einem Zuchtbetrieb! Das ist monströs, abscheulich.«

»Ja, es ist widerlich. Aber ich meinte die physische Folter, die Stromschläge.«

Vor ein paar Tagen habe ich Kroketten gebacken, damit er sie dem Mädchen mitbringt. Sie tut mir leid, wenn ich an sie denke, tut sie mir leid. Wenn sie so ein Dummchen ist, kann sie nichts Schlimmes getan haben. Warum muß sie im Gefängnis sitzen, hat sie jemanden umgebracht? Sieh mal, habe ich dem Bestia gesagt, wenn ich heute die Wahl hätte, dann würde ich diesen elenden Handelsvertreter, der mich mit vierzehn vergewaltigt hat, umbringen. Damals ist es mir nicht mal in den Sinn gekommen. Manchmal gibt es Gründe, die dich dazu bringen, zu töten, und es gibt Leute, die es verdienen. Diesen Kerl von damals würde ich umbringen, wenn ich ihn vor mir hätte, das schwöre ich dir, Bestia, das schwöre ich dir. Hat sie einen Kerl getötet, der sie vergewaltigt hat? Wenn ja, dann ist sie unschuldig. Diesen Kerlen muß man etwas antun, damit sie begreifen, was eine Frau durchmacht.

Er sagt, daß das nichts damit zu tun hat, daß ich überhaupt nichts verstehe, daß dieses Land durch Ideologien aus dem Ausland kaputtgemacht wird und daß dies ein Krieg ist, daß sie Ordnung schaffen und sie alle schnappen werden, diese Aufrührer, Kommunisten, Mörder und Terroristen, einen nach dem anderen – mit stählernem Gesichtsausdruck und furchterregendem Blick –, bis sie sie alle haben. Sie würden dieses Land von diesen Aasgeiern säubern. Aber ich weiß immer noch nicht, was das Mädchen getan hat. Wenn ich ihn in sanfter Stimmung zu fassen bekomme, dann frage ich ihn aus, denn darin bin ich Spezialistin, und manchmal rutscht ihm etwas heraus: daß er auch nicht versteht, wie sie sich auf so etwas einlassen konnte, sie sei doch ein ordentliches Mädchen und bei den Nonnen zur Schule gegangen. Vielleicht lag es an diesem Kerl, mit dem sie zusammen war.

»An ihrem Mann?«

»Was heißt hier Mann? Glaubst du, daß solche Leute heiraten? Sie tun sich zusammen wie die Hunde, mehr nicht.«

»Wir haben nie geheiratet. Wir lebten im Untergrund«, sagte Carlos.

Zum ersten Mal in diesem Gespräch erkannte Carlos die Geschichte, die Luz ihm erzählte, als seine eigene an.

Ich wage nicht, ihn daran zu erinnern, daß auch wir uns einfach zusammengetan haben und davor schon mit vielen anderen, er genauso wie ich, so verrückt ist El Bestia, er verfängt sich in dem, was er sagt, und plötzlich sieht es so aus, als seien wir völlig in Ordnung, ehrenwerte Leute, seit Jahren verheiratet. Weder war ich eine Hure, noch war er ein kleiner Gefreiter, der sich mit seinem kümmerlichen Sold gerade so über Wasser hielt, bis die Militärs an die Regierung kamen und er auf den Zug aufspringen konnte, um sich ein paar Scheine dazuzuverdienen. Sergeant ist er jetzt. Aber egal, er bekommt einen Scheißlohn, ich habe ihn gefragt. Bei zwei Festen habe ich mehr verdient als er in einem ganzen Monat.

Ich sage ihm lieber nicht, wieviel man mir damals bezahlt hat ... aber er weiß es ja, er weiß es genau, weil er es ja selbst bezahlt hat. Anette hat ihnen dafür, daß sie mit mir ins Bett gehen durften, ganz schön was abgenommen. Woher er wohl das Geld dafür hatte, bei dem, was er verdient? Ersparnisse, hat er gesagt, er hat eine Menge ausgegeben, nur um mich kennenzulernen. Ob er wegen des Geldes mit mir zusammen ist? Nein, was für ein Gedanke, wenn es so wäre, dann hätte er mich nicht überredet, den Job aufzugeben. Wenn er daran denkt, was es ihn beim ersten Mal gekostet hat, dann muß er sich jedesmal, wenn er mich vögelt, fühlen wie ein Millionär. Aber nein, für ihn ist es normal, weil wir uns lieben, das glaubt er sogar wirklich, und es ärgert mich, daß ich mit ihm das große Los gezogen habe und nicht umgekehrt. Aber schließlich wohnt er in meiner Wohnung, und zwar besser, als er es sich je erträumt hätte. Eigentlich hat er darauf bestanden, daß ich bei ihm einziehe, aber ich wollte um nichts in der Welt in diesen Stall. Und ohne ihn zu beleidigen, habe ich ihm gesagt, daß ich, wenn ich den ganzen Tag zu Hause sein müßte, lieber bei meinen Sachen wäre: auf meiner kleinen Terrasse zum Sonnenbaden, bei meinen Schallplatten, meinen Spiegeln und all meinem Krimskrams, viel zu viel Zeug für einen Umzug.

»Miriam hatte in der Nähe der Recoleta, in der Calle Ayacucho, eine Wohnung gemietet. Um keine Schwierigkeiten mit den Bürgschaften zu haben, hatte sie von ihren Ersparnissen eineinhalb Jahre im voraus bezahlt. Anscheinend hat sie damals gut verdient. Sie hat mir so viel von der Wohnung erzählt, daß ich den Eindruck habe, diese Wohnung zu kennen. Ich bin, ich weiß nicht, warum, bis an die Tür gegangen, vielleicht, um mir besser vorstellen zu können, was sie mir erzählt hat.«

Ich habe noch nie jemanden beleidigt, ich weiß, wie man die Kerle behandelt, aber ich bin auch nicht so dumm, ihm abzunehmen, daß es für ihn nichts Besonderes ist, hier im vornehmen Norden der Stadt zu wohnen und in diesen Sesseln mit den wunderschönen Polstern zu sitzen, vor diesen Fenstern mit den seidenen Vorhängen. Ich selbst konnte ja am Anfang kaum glauben, daß das meine Wohnung war. Das bin ich wirklich Anette schuldig, diesem Luder. Sie hat mir geholfen, ohne es zu wollen, denn als ich sie einmal in ihrer Wohnung besuchte, habe ich mir vorgenommen, nicht aufzuhören, bevor ich nicht auch eine habe wie sie.

»Offenbar hatte die Frau, die sie in die Sache mit den Festen und den Männern hineingezogen hat, eine sehr gut eingerichtete Wohnung, mit wertvollen Teppichen und Kunstwerken. Noch heute erinnert sie sich an Tausende von Einzelheiten. Miriam bewunderte sie und wollte sie in allem nachahmen.«

Ich war absolut begeistert, als ich die Wohnung eingerichtet habe, ich habe mir Stapel von Wohnzeitschriften gekauft und mir daraus Ideen und Adressen geholt. Obwohl ich auch keine schlechten Ideen habe und Gegenstände gut aufeinander abstimmen kann. Darin bin ich großartig, ich habe von Natur aus einen guten Geschmack, das wußte ich immer. Manchmal habe ich Lust, dem Bestia das alles unter die Nase zu reiben, aber ich halte den Mund, umsorge ihn, stelle den kleinen Whisky für ihn bereit und ziehe mir nur für ihn meine Superklamotten an. Dann fühlt sich der Kerl, der zwar eine Bestie ist, wie ein König und denkt, daß wir wer weiß wer sind. Mir ist klar, daß das ganz gut so ist und daß es für das, was ich will, nur von Nutzen sein kann. Soll er nur weiter glauben, daß wir das alles verdient haben, so als hätten wir es vom Papa geerbt oder durch ehrliche Arbeit erworben. Er setzt sich in den Sessel neben der Lampe und sagt: Bei uns wird es das Baby gut haben, es wird eine gute Erziehung bekommen, mit wahren Werten wie Sitte und Ordnung.

Ich lasse ihn reden, denn was geht mich das alles an, wenn er mir nur das Baby bringt. Wozu soll ich ihm die Wahrheit sagen, wozu? Soll er sich lieber für einen großen Kerl halten und ein guter Vater und Ehemann werden. Er soll von sich denken, was er will, aber er soll mir das Baby bringen. Und wenn das Mädchen das Kind nicht will, dann soll es lieber bei mir sein, bei uns.

»Aber warum, zum Teufel, mußt du überhaupt an sie denken?« fragt mich El Bestia.

»Sie wußte nicht, was los war, was El Bestia und die anderen taten. Sie begriff nichts. Und von ihm erfuhr sie überhaupt keine Einzelheiten. Er gab nur großspurige Worte von sich, über die Pflicht und die Ehre und den Dienst am Vaterland. El Bestia hielt sich ›für eine Art Nationalheld wie San Martín‹, sagte mir Miriam, und ich bekam eine Gänsehaut.«

Und wenn sie aus dem Gefängnis kommt und das Baby haben will? Ich habe dir doch schon gesagt, daß sie es nicht will. El Bestia verlor die Geduld. Schließlich wird sie ja irgendwann rauskommen, oder? Irgendwann ist die Strafe verbüßt, und sie kommt raus. Er lachte nur: Aber nein, ich solle mir keine Sorgen machen, nach der Entbindung werde man sie verhören und sie verlegen.1

»Verlegen? Wohin?«

»Ich habe gesagt, du sollst keine Fragen mehr stellen.«

Wie aus Stahl wird sein Gesicht, oder er nimmt den Schreibtischstuhl, wie an jenem Abend, als ich ihn nach der Verlegung fragte, und schlägt ihn an der Wand zu Bruch. Warum machst du das? Du bist ein Vieh! Das ist ein Stilmöbel, es hat mich eine Menge gekostet. Und er: Warum ich wohl glaube, daß man ihn El Bestia nennt? Ich solle froh sein, daß er nur den Stuhl kaputtgeschlagen habe und nicht auch noch mich, denn dazu hätte er große Lust gehabt. Und wirklich, ich gebe klein bei, denn El Bestia ist zwar gutmütig, aber wenn er so ist, dann könnte er mich, glaube ich, zu Brei schlagen. Obwohl so ein Anfall nie lange dauert, das muß ich zugeben. Ich ging in eine Ecke und schmollte (es funktioniert immer, wenn man bei den Kerlen die arme Kleine spielt), und er kam und legte von hinten die Arme um mich und fing an, mir an die Brüste zu fassen, ganz sanft, und er flüsterte mir ins Ohr: Wenn ich das Baby will, dann soll ich ihm keine Fragen mehr stellen, er sei ein Mann, der sein Wort hält, aber wenn ich ihm weiter auf die Nerven ginge, würde er es mir nicht bringen. Und ich täte besser daran, meine Zeit mit der Vorbereitung der Hochzeit zu verbringen, Kirche, Standesamt und so weiter. Er könne sich nämlich nicht darum kümmern, er habe im Augenblick viel Arbeit. Eine schwierige Sache. Und er ging ins Schlafzimmer und kam mit einem Bündel Scheine zurück (ich habe ihn nicht mal gefragt, woher er sie hatte, denn bei solchen Kerlen ist es immer besser, sich dumm zu stellen) und gab sie mir, für ein neues Kleid und für meine Aussteuer.

Die Aussteuer! Manchmal hat er was von einem Trottel. Was soll ich mir kaufen? Ein weißes Brautkleid wie meine Cousine, als sie den von der Post geheiratet hat? Ich weiß noch, wie sie es mir gezeigt hat. Meine Tante sagte: Du kommst auch noch dran, Miriam, irgendwann macht dir ein netter Junge einen Antrag, und dann heiratest du. Ich bin doch nicht verrückt, irgend jemanden zu heiraten und in Coronel Pringles zu bleiben. Nein, ich hatte etwas anderes mit meinem Leben vor, ich wollte Mannequin werden, berühmt werden, reich werden. Heiraten würde ich später, um ein Kind zu bekommen. Denn das wußte ich: Ich wollte ein Kind. Aber natürlich später.

Im selben Jahr, in dem Noemi heiratete, gewann ich den Schönheitswettbewerb: Ich war die Schönste, die Königin von Coronel Pringles. Und dann kamen die Fotos und der Wettbewerb von Bahia Blanca, wo ich Zweite wurde. Nur in der Hauptstadt würde ich vorwärtskommen und erreichen, was ich wollte. Und so brachte mich Oscar, der an mich glaubte oder mir vormachte, an mich zu glauben, hierher in die Stadt. Ich fand sofort das mit der Mannequinschule heraus, und er sagte, er würde mir die Ausbildung bezahlen und mich seiner Familie vorstellen. Und was passierte dann? Nach einem Monat war ich schwanger, wie eine dumme Kuh. Aber was sollte ich damals mit einem Kind? Das würde später kommen.

Oscar hat mir die Abtreibung bezahlt, ja, aber dann hat er mich sitzenlassen, und ich lag in dieser dreckigen Pension und wäre beinahe verblutet.

Später, sagte ich mir, später. Bis es nicht mehr ging. »Nie«, sagte der Arzt im Fernandez-Krankenhaus. »Du wirst nie ein Kind haben können.« Aber das war natürlich lange Zeit danach. Es ist schwer, sich vorzustellen, daß es kein Später mehr gibt und daß du nie, niemals ein Kind haben kannst. Und darum ertrage ich den Bestia, egal, wie er ist, weil er mir mein Kind besorgen wird.

»Nein, natürlich war es nicht das erste Mal, sie hatte schon mehrmals abgetrieben.«

Auch bei der zweiten Schwangerschaft sagte ich mir: später. Damals arbeitete ich bereits im »Harry«. Toll sah ich aus, die Kerle wurden heiß bei meinem Anblick, der Sabber lief ihnen heraus, wenn ich die Stripteasenummer machte, denn ich verstehe es, mich zu bewegen, sie anzusehen, mich ihnen zu zeigen. Vor mir fielen sie alle um, aber nicht nur, weil ich gut aussehe, sondern weil ich es mit Stil mache und mit Leidenschaft.

»Sie muß eine beeindruckende, sehr, sehr schöne Frau gewesen sein. Groß und brünett. Sie hat noch heute eine tolle Figur.«

»Wie alt ist sie?«

»Achtundvierzig. Damals war sie wohl fünfundzwanzig, sechsundzwanzig ...«

Diese Arbeit war zwar nicht das, was ich machen wollte, ich wollte Mannequin werden, das war mir immer klar, das hier war nur eine Arbeit, um das Geld für die Mannequinschule zusammenzukriegen. Aber wenn ich es gut machte, mit Eleganz und mit Raffinesse, würde ich mit meiner Schönheit Erfolg haben. Ich würde auf den Titelseiten zu sehen sein und auf den großen Laufstegen von Buenos Aires, Europa und der ganzen Welt. Und deshalb mußte ich auf die Mannequinschule gehen und lernen, wie man läuft, wie man sich bewegt, wie man Stil bekommt. Aber das kostete Geld, und wen sollte ich darum bitten?

Meine Tante? Unmöglich, sie war schon wütend auf mich, weil sie immer gedacht hatte, ich würde doch noch einen guten Jungen heiraten und wieder mit den Füßen auf die Erde kommen. Und als sie dann erfuhr, daß ich mit Oscar in die Hauptstadt ging, machte sie mir die Hölle heiß.

»Denkst du etwa, daß er dich heiraten wird? Er will doch nur mit dir schlafen, er ist ein Junge mit Geld, er benutzt dich nur.«

Na und? Ich benutzte ihn auch, obwohl er mir gefiel. Ich dachte nicht daran, ihn zu heiraten. Wir waren beide scharf aufeinander, das war alles, und wenn er mich benutzte, dann benutzte ich ihn auch, um aus diesem Scheißkaff herauszukommen.

»Merkst du denn nicht«, sagte meine Tante, »daß solche Kerle niemals Mädchen wie dich heiraten, und schon gar nicht, wenn du mit ihnen ins Bett gehst? Er hat dich betrogen, er hat dich betrogen wie ein kleines Dummchen. Komm zurück, Miriam, komm zurück nach Hause.«

Diese Idiotin dachte, ich wäre noch Jungfrau gewesen und Oscar mein erster Mann, dabei war er schon der fünfte oder sechste. Ich hatte ihr nie erzählt, was dieser Kerl mir angetan hatte, ich dachte, sie würden mir die Schuld geben, sie würden nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, oder sie würden sagen »du bist genau wie deine Mutter«. Ich weiß nicht, was ich dachte, aber ich konnte ihnen das nicht erzählen. Und noch dazu waren sie es, die ihn ins Haus gebracht hatten. Mein Onkel hatte ihn zum Abendessen eingeladen, sie waren zusammen zur Schule gegangen. Natürlich stürzte er sich nicht dort auf mich, sondern am nächsten Tag, auf der Straße. Und dann brachte er mich auf ein Stück Brachland. Wenn ich daran denke, ich könnte ihn umbringen. Und ich schämte mich, es jemandem zu erzählen. Ich schämte mich für das, was er mir angetan hatte! Wenn ich ein Mädchen bekomme, dann werde ich es ihr sagen, sobald sie es verstehen kann: Wenn dich ein Kerl packt und an dir zerrt und dir die Kleider runterreißt, dann tritt ihn und wehre dich, und wenn er ihn dir reinsteckt, dann mach es genauso, und dann zeigst du ihn an und erzählst allen davon. Sie sind die Schweine, nicht wir.

»Wenn ein Mädchen im Gefängnis saß, dann konnte es ihrer Meinung nach nur einen Mann getötet haben, der es vergewaltigt hatte. Das war ihre Welt, ihre Geschichte. Damals hatte Miriam keine Ahnung davon, was vor sich ging. Viele wußten es nicht. Auch Eduardo nicht.«

»Weil sie es nicht wissen wollten.«

Aber für die Ausbildung mußte man bezahlen. Tante Nuncia würde mir keinen Peso geben, und Oscar verschwand, wie sie es vorausgesagt hatte. Aber dann erzählte mir ein Mädchen von der Bar »Harry«, und ich ging hin und wurde genommen. Aber das war nur, um das Geld für die Mannequinschule zu verdienen. Darum wollte ich sterben, als ich schwanger wurde. Ich verdiente schon gutes Geld, ich hatte etwas gespart, aber ich wollte es nicht anrühren, weil ich schon alles geplant hatte. Im März wollte ich mich anmelden und das ganze Jahr im voraus bezahlen. Und danach wollte ich nur noch für die Pension, das Essen und ein paar Klamotten arbeiten gehen.

Das mit der Dicken, das hat mir die Juli gesagt, und auch, daß es bei ihr nicht viel kosten würde. Vor dem Raum ekelte ich mich ein wenig, er war schmutzig, aber Juli hatte mir die Dicke empfohlen, ich kam gut mit ihr aus, und sie nahm mir nur zweihundert ab.

In der Bar sagte ich, es sei nur eine vorübergehende Übelkeit. Aber dann blutete ich tagelang. Es hieß, ich dürfe nicht ausfallen, aber dann haben sie mich doch wieder genommen, weil ich gut war, sehr gut. Wegen mir war es voll in der Bar, und sie würden nicht einfach so auf mich verzichten, bei allem, was sie an mir verdienten.

Manchmal war ich einverstanden, mit einem von denen auszugehen, aber nur, wenn er mir gefiel, und nicht, weil ich eine Nutte war. Zur Nutte hat mich die Alte gemacht, die Anette, dieses blöde Weib. Oh, wie das guttat, als ich ihr sagen konnte, daß ich nicht mehr kommen würde, und sie zum Teufel schickte! Sie hat mir wirklich schlimm mitgespielt, weil ich ihr geglaubt habe und sie bewundert habe. Ich dumme Kuh! Sie sagte, ich sei wunderbar, ich sei perfekt, ich solle nur ein paar Kilo abnehmen. Zwei Kilo, sagte sie an dem Tag, an dem sie mich zum ersten Mal sah, und ich würde in den Kleidern phantastisch aussehen, ich wäre der ideale Typ. Für sie war ich immer der ideale Typ für diese oder jene Kollektion. Doch nicht ich habe sie gesucht, sondern sie, Anette, hat mich von der Mannequinschule geholt, als ich noch nicht mal die Ausbildung beendet hatte. Wir machten eine Übung, und da saß die Anette und beobachtete uns mit ihrem Lächeln und den übereinandergeschlagenen Beinen und diesen überlegenen Handbewegungen, die nachzuahmen mich so viel Mühe gekostet hat. Für nichts und wieder nichts noch dazu.

»Gut, sehr gut! Du warst phantastisch, göttlich!«

Und ich glaubte ihr, warum auch nicht? Sie vermittelte mir die Modenschauen, bezahlte mir den Friseur und die Gymnastik, sie ließ mich schminken und alles. Und sie brachte mich zum Fernsehen. Mich, Miriam López. Wie war das noch, Tante? Ich sollte mir nichts einbilden? Na gut, dann mach mal heute abend den Fernseher an, du wirst schon sehen. Miriam im Fernsehen. Allerdings nannte Anette mich Patricia. Sie sagte, Patricia sei besser, der Name Miriam sei ein wenig ... und dabei verlor sich ihr Blick in der Ferne, so als suche sie nach einem passenden Wort, das in der Luft lag und ihr nicht einfiel, ein wenig ...

»Ein wenig geschmacklos«, sagte Inés, die ja wohl auch nicht Inés hieß, weil man auch ihr einen anderen Namen verpaßt hatte.

Ich wurde so wütend, daß ich sie am liebsten total beschimpft hätte, aber ich riß mich zusammen, weil ich vor Anette nichts Schmutziges sagen wollte. Und was machte es mir schon aus, wenn sie mich lieber Patricia nannte? Wir danken Patricia, und ich drehte mich um und ging mit diesen schnellen kleinen Schritten ab, die ich so gut hinbekam. Die Arme ließ ich ein wenig um die Hüften schwenken, während sich heiße Blicke in meinen Rücken bohrten. Die Fetzen standen mir traumhaft gut, ich hatte schon gelernt zu gehen, im richtigen Augenblick stehenzubleiben und das Publikum anzusehen, anders als beim Striptease, aber mit derselben Absicht, dafür bin ich wie geschaffen. Und immer wenn mich die Kerle so anstarrten, fühlte ich mich wie eine Göttin. Da fühlte ich, daß ich an meinem Platz war, auf meinem Weg. Mein Gott, was für ein Irrtum!

Ich weiß nicht, wie viele Modenschauen ich gemacht habe. Modenschauen, Klamotten, Kameras. Eines Abends lud mich Anette zum Tee zu sich ein, sie hätte etwas mit mir zu besprechen ... etwas sehr Interessantes. Ich weiß noch, daß sie es mir zuflüsterte und daß ich mich stundenlang fragte, was es wohl sein könnte und was ich anziehen würde, wenn ich zu ihr ging. Ich ließ mir sogar von Joseph die Haare machen, nur für den Besuch bei ihr.

Avenida Alvear, ein Fahrstuhl mit Teppich, eine wahnsinnige Eingangshalle. Und als ich eintrat, Mama! Was für ein Luxus! Damals fing es bei mir an mit dieser Schwäche für Polstermöbel und Lampen, und ich beschloß, daß ich so wohnen wollte wie sie, in einer Wohnung voller Bilder, Teppiche und wertvoller Einrichtung. Das habe ich ihr gesagt: Ich möchte so eine Wohnung haben.

»Du kannst es schaffen, Patricia. Ein paar Jahre Arbeit, Gewandtheit und Diskretion. Du mußt auf Draht sein«, und dabei betonte sie jedes Wort, als ob sie mir ein Geheimnis anvertraute, »du mußt auf Draht sein, dann erreichst du das und sogar noch mehr.«

Und dann zeigte sie mir das Album mit der Kollektion von Badeanzügen, die ich vorgeführt hatte, und betrachtete lange meine Fotos. Ich fühlte mich göttlich und wunderschön, weil sie mir dieses Gefühl gab, und ich glaubte ihr alles, was sie mir sagte. Daß ich bei ihr mehr lernen würde als in der Mannequinschule, daß sie mir alle Wege ebnen und mir alle Möglichkeiten eröffnen würde und daß ich alles haben könnte, was ich wollte.

Mich störte nur, daß sie an diesem Abend auch Inés eingeladen hatte, ich hatte gedacht, daß wir unter uns sein würden.

Anette hatte diese Fotos einem sehr wichtigen Herrn gezeigt, einem, der »etwas zu sagen« hatte, und ich hatte Glück, denn man hatte mich ausgewählt. Inés und mich.

»Sollen wir eine neue Kollektion vorführen?«

Und dieses Lachen von Inés, dieses alberne Lachen, wie ein Huhn, ha ha ha. Was denn wohl für eine Kollektion, von Christian Dior etwa? Worüber lachte die blöde Kuh? Sie war sicher schon eingeweiht. Na ja, weil ich dumm war oder naiv oder was auch immer, habe ich geglaubt, man hätte mich für eine besonders wichtige Modenschau ausgewählt, ich würde im Flugzeug wer weiß wohin fliegen und hätte den Triumph bereits in der Tasche. Innerhalb von zwei Minuten sah ich unzählige Bilder vor mir: Menschen, die eine andere Sprache sprachen und mir applaudierten, Frauen mit Zigarettenspitzen, die von ihren schwerreichen Männern die Modelle bekamen, die ich vorgeführt hatte.

»Nein«, sagte Anette, »das ist eine andere Arbeit. Keine Modenschau.«

»Rate mal«, sagte Inés, aber es war offensichtlich, daß sie sich über mich lustig machte.

Ich dachte an Werbung, ich – Miriam oder Patricia, egal – auf der Leinwand, ich trage einen Bikini aus der Kollektion, steige aus dem Wasser und trinke ein eiskaltes Getränk, im Fernsehen, im Kino ...

»Werbung.«

»Kalt, kalt! Denk an was Heißeres, du weißt schon, was Heißeres«, sagte Inés.