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Paul Nizon
Urkundenfälschung

Journal 2000-2010

Herausgegeben von
Wend Kässens

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Suhrkamp Verlag

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2012

© Suhrkamp Verlag Berlin 2012

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eISBN 978-3-518-76920-1

www.suhrkamp.de

Urkundenfälschung

 

»Was ist die Last, was ist der Packen?«

 

2000

4. Januar 2000, Charenton

Was die Leute (wie aus einigen Bemerkungen in den erstaunlich vielen Reaktionen zur Werkausgabe, der Presse insgesamt, jetzt hervorgeht) allmählich zu begreifen scheinen, ist das handschellengeeinte Zusammengehen von Leben und Schreiben in meinem Falle, in dem Sinne, daß das Leben ganz auf das Schreiben ausgerichtet und beinah wie ein Hund abgerichtet ist und das Schreiben ganz und vielleicht fast nahtlos aus dem Leben aufsteigt, nämlich aus der ständigen und inständigen Verschriftlichung desselben, ohne welche es nicht wäre, nicht nur nicht zur Ansicht käme, sondern bare Unwirklichkeit bliebe. Daß so leicht keiner heutigentags vergleichbar der Schreibschöpfung also wohl Dichtung hingegeben lebt (anachronistisch?), wird erkannt und erwähnt, weniger jedoch daß daraus mein Sprachmenschentum hervorgeht. Mein Schreibleben und Lebschreiben ist letztlich ein Sprachringen und ich ein Sprachmensch ganz und gar. Und am Anfang war das Wort.

24. Januar 2000, Paris

»Mein Herz«

Nur weg und hinaus, um die Umgebung zu erkunden? Um davonzulaufen. Nur nicht auspacken, nur nicht das Mitgebrachte verteilen, laß es liegen. Nur nicht das Mitgebrachte hervorzerren, es bestand nicht einfach aus Kleinkram, es bestand aus Kleinmut, es bestand hauptsächlich aus Panik, aus Angst.

(Es ging mir auf, daß die Falle, die die damalige Tantenwohnung an der Rue Simart bedeutete, die größte Bedrohung darstellte, nicht weil sie so schachtelklein und unansehnlich schien, sie war es im Verhältnis zu der mitgebrachten Angst, eine Zelle, die schiere Isolationshaft. Ich steckte in einer ausgewachsenen Krise, kein Fünkchen Hoffnung in Sicht, kein Geld, keine Arbeit. An Arbeit war nicht zu denken, weil das Schreiben und schon gar das Bücherschreiben, mein bisheriges Geschäft, mir nicht nur abgestorben, sondern unvorstellbar schien, ganz und gar unzumutbar, alle diesbezüglichen Gefäße verstopft. Ich bestand aus Unvermögen, aus Kleinmut, ein Jammerlappen. Auch alle Zugehörigkeit war weg, kein Mensch weit und breit, den ich anrufen oder zu Hilfe rufen könnte. Ich war mutterseelenallein. Allein in Paris. Ich befand mich im Zustand der Selbstauflösung, ich lief innerlich aus wie ein lecker Behälter, vermutlich hieß der Zustand die ernsthafteste Depression. Und in diesem Zustand sah alles, sah vor allem die Zukunft bedrohlich aus. Würde ich mich aufraffen und aus der Falle befreien können? Oder war das die Endstation und hieß die Perspektive entweder Wahnsinn, ein Fall für die Klinik. Oder hieß sie Sozialfall, Herunterkommen bis auf die Stufe eines Clochards? Beides schien möglich.

Vor diesem Hintergrund ist das erste fluchtartige Spazieren zu verstehen. Es ging nicht einfach um Erkundungsgänge, es ging – mit Hilfe von Ausläufen in einem beschränkten Radius – um ein Buchstabieren von Wirklichkeit und mir zugehöriger Weltwirklichkeit, es ging demnach um die schrittweise Erschaffung einer Welt und damit meiner Welt und damit meiner Person, gewissermaßen aus NICHTS, Creatio ex nihilo.

Und das Festmachen geschah nach dem kleinen Erfahrungs- und Augenfutter draußen mit Worten.

Eine verzweifelte Aufgabe. Eine Verzweiflungstat. Die Überwindung der Unwirklichkeit und deren Schrecken (oder Schreckensherrschaft). In diesem Sinne ist das Auslaufen ein Nach-Worten-Laufen.

Es ist Niedergeschlagenheit, die mich alles so schwarz sehen läßt, es ist der (niedergeschlagene) Blick der Mutlosigkeit, der Angst, der mir die Tantenwohnung wie eine üble zum Ersticken enge Arrestzelle vor Augen stellt. Das Bild der Trostlosigkeit ist nur der Reflex meines eigenen Zustands, es ist nicht die Wirklichkeit. Ich muß den Blick ändern. Ich muß die Wirklichkeit erfinden. Alles ist Einbildung. Oder ist es das aus allen Ritzen hervorkriechende Tantenleben, das mich bedrückt? Du weißt ja gar nichts von ihr, du solltest sie kennenlernen. Alles liegt offen zutage. Setz sie zusammen. Sie ist kein Grund der Bedrückung, die Bedrückung rührt von deinem kategorischen Desinteresse ihr gegenüber her.

 

Eine weitere Idee.

Ich kann die Tante gewissermaßen zum Leben erwecken, indem ich mir angewöhne, mit ihr zu sprechen und dann zu diskutieren, bis sie in dem Einsamkeitswahn wirklich wird und zu antworten beginnt so ähnlich wie in dem Film Mein Freund Harvey mit James Stewart, der immer mit dem für fremde Augen unsichtbaren Plüschhasen Harvey zusammen ist, seinem besten Freund aus Kindheitszeiten, dem einstigen Kuscheltier. Das könnte auch eine Note Humor einbringen in die ganze Schwarzmalerei.

 

Ich gehe von dem Bild des abgestellten Koffers in der Tantenwohnung aus, dem eigenen Packen. Ich bin versucht, ihn als »mein Herz« anzusehen. Das aus dem Leibe gerissene Herz? Nicht das Herz, ich bin aus meinen bisherigen Umständen und Sicherheiten, vor allem Geborgenheiten verstoßen worden. Insofern wäre das Gepäckstück oder der PACKEN eine Projektion meiner Angst.

Und da ist die Tantenwohnung, die ich von Besuchen kenne, nun aber als meine Bleibe zu betrachten habe. Alles atmet sie. Ich stehe da und wage mich nicht zu regen. Ein Dieb, ein Eindringling, der sich fremdes Gut, wenn nicht fremdes Leben anzueignen im Begriff steht. Welch eine Ungemütlichkeit.

Und nun sollte man Fuß fassen und leben.

In fremden Kleidern gehen?

Die kleine Exposition ist der Prototyp von Ausgestoßensein, aufgezwungenem Neuanfang, Befremden und Fremde. Es ist im Grunde die gleiche Situation, die Stolz bei seiner Ankunft im Glashüttenhof vorfindet und empfindet. In seinem Fall ein Ausgeworfensein, das zu keinem Fußfassen führt.

Im Unterschied zu damals ist der Pariser Ankömmling kein junger Lebensanwärter, sondern ein mittelalterlicher Mann, der zwei Ehen und allerlei Erfahrungen hinter sich hat und in der Tantenwohnung von neuem anfangen soll. Ein Flüchtling. Ich spreche von dem abgestellten Packen als »mein Herz«. Nun, mein Herz ist nicht einfach gebrochen – aufgrund der Scheidung, eines eklatanten Liebesmangels, einer Müdigkeit und Erschöpfung, einer tiefen Ungeschützt-, Ungeborgenheit, eines totalen Ausgesetztseins, von Weh und Angst … –, sondern angefochten. Doch ist da auch ein Weckerchen Mut und Lebensaussicht, ein Restchen HOFFNUNG, das in dem Packen pocht.

Die Tantenwohnung eine Falle wie der Glashüttenhof weiland. Doch jetzt heißt es auch: alles auf eine Karte setzen. Der AUSWANDERER. Ich will ja um alles nicht die alten Themen neu aufwärmen, sondern einen neuen Schwerpunkt einbringen. Der Gesichtspunkt DER AUSWANDERER oder MUT der Verzweiflung müßte einen neuen Akzent setzen. Wobei die Gefahr eines Derivats vom Jahr der Liebe besteht. Das darf es auch nicht werden. Wo könnte der neue Aufhänger stecken? Mit dem Hund ist ja das Leben als reine Imagination – »gib mir genügend Einbildung, zum Weitergehen« –, also, wie Pierre Lepape in Le Monde sagt, die Abnabelung vom Autobiographischen bereits erreicht; und Anklänge sowohl an Stolz wie an Das Jahr der Liebe würden hinter diese erreichte Position zurückfallen und nach Aufgewärmtem schmecken. Wo zum Teufel könnte der neue Aspekt, Ausblick, Akzent, Einfall liegen? Im Erfinderischen, im rein Fiktionalen?

7. Februar 2000, Paris

Zurück aus Rom

 

Gestern, Sonntagvormittag, mit Hans Christoph von Tavel, der bis dahin wegen Grippe nicht erreichbar war, zum Frühstücken an die Via Veneto gegangen und hinterher im Institut zu einem Abschiedsblick auf den Turm des Palazzo Maraini gestiegen und bei herrlich sonnigem Licht die Stadt eingeatmet wie damals vor vierzig Jahren. Sie lag ausgebreitet mit all den lagernden Leibern und Kuppeln in diesem Licht, Römerlicht, südlichen Licht, Meereslicht. Und in diesem Licht, in dieser lichten Bläue lag alles ausgebreitet in den ockrigen Tönen, in einer leichten Leibhaftigkeit, bröcklig leicht wie Tongefäß und ebenso inschriftlich klar, gleichzeitig ockrige Gravur und dreidimensionale Plastizität und keine Spur von Schummrigkeit, es war antikische Klarheit, Frühzeit und Vollendung, ganz Hiersein und ganz Entrückung, und es lag ein Hallen oder Klingen in dieser Leiberstadt, etwas vom offenen Markt des Lebens, das Licht bis zur Erde reichend, es war Form und nicht Impression. Ja, und wenn man darin ist, muß man den scharfen Schatten mitdenken wie auf einem Bild von de Chirico, einen harten Schlagschatten wie von der Sonnenuhr. Und mitdenken muß man die paar Palmen und anderen gestalthaften grünen Pflanzen zum Mauerstein und ein frühzeitliches Glücksgefühl. Natürlich scharte sich vor Kirchenportalen das Pilgervolk, aber gleichzeitig war das Christentum austauschbar mit Gladiatorenzirkus. Und ich stand neben von Tavel, mit dem mich die gemeinsame Studienzeit in Bern verbindet, auf dem Turm und diesem Licht und schaute – ja, wohin eigentlich? In mein Leben von damals? In dieses Anfangslicht? In jene brennend junge Lebenserwartung, der schon wie ein Schlagschatten auf der Sonnenuhr die Grenze gezogen war? In einen hellsichtigen Traum? Nun, von Paris kommend, kam mir vor, als sei ich mindestens so weit weg wie in Ägypten. Und wie schön und genau wie einst die Cafébar, wo man bestellt und dann an der Kasse zahlt und den Schein mit dem Trinkgeld auf die Theke legt und dann zusammen mit dem unvergleichlichen Kaffee in dem Täßchen das Tramezzino oder Süßgebäck in der Papierserviette in Empfang nimmt, und es kostet mit einem das Behagen übersteigenden Glück, als wäre es die Hostie des Lebens. Und alle Gäste stehen herum und laut gehen die Gesprächsfetzen durch die Luft, und auch hier ist es die Halle des Lebens, und draußen einfach die Schönheit.

Aber als ich am Vortag durch die schlingernden Gäßchen zwischen Pantheon und Piazza Colonna und Navona und Campo de’ Fiori und Palazzo Farnese, Via Giulia und Trastevere über den wirklich buckligen Pflasterstein lief und bedrängt von den Höhlen der Handwerkerbuden und Geschäfte und Motorrädern und Autos herumlief, ging ich tief im Steine und irgendwie nicht nur bis zu den Knien, sondern bis zu den Hüften im Steine, in einem Erddunkel jetzt, damals sagte ich »im Stall der Stadt«. Und wären die vielen Kirchen mit der herrlichen Ordnung der architektonischen Elemente und dem Andachtsraum, den die Treppen schaffen, nicht; wäre nicht überall wieder Prunk von Palästen, man ginge wirklich wie in einem Erdreich oder Bergwerk. Etruskisch.

Am ersten Abend blindlings über die Via Capo le Case und Via della Mercede in Richtung San Silvestro in einer Seitengasse in einem Ristorante gelandet, wo ich auch damals schon hätte sein können. Und erwartete wie in einem Theater die Speisen, das heißt den Auftritt des Kellners mit den herrlichen Überraschungen, erwartete etwas, das mehr ist als ein Vergnügen und Labsal, es ist die Speisung wie beim Abendmahl, man wartet wunderwärtig und andächtig und harrt der Labsal, ganz anders als in Paris, archaischer?, nun, ernster. Und dabei schaute ich einem Paar zu, das sich unterhielt und dies immer noch wie in Mamma Roma, und dabei mußte ich auf einmal an Courbets »L’origine du monde« denken, der so wunderbar freigelegten Vaginapartie zwischen den gespreizten Schenkeln, wunderbar realistisch, dabei aber in der Grimasse sphinxisch wie das älteste Welträtsel, und jetzt dachte ich daran, daß diese staunenmachende weibliche Partie, die ja nicht nur Henry Miller zum Grübeln gebracht hat, nicht nur der Eingang zur Lust, sondern das Tor zur Welt ist; und ich dachte, daß diese Sphinx immer mitdenkt bei den Frauen, auch wenn sie sich so mit einem Mann über Nichtigkeiten unterhalten bei Tische, und nun sah ich dem redenden Paar ganz anders zu, und dann kamen die Speisen, und die Teigwaren waren so sehr al dente, daß sie mir gewissermaßen roh erschienen, auch das hatte ich vergessen, und ich aß und trank und sann und mochte nicht aufstehen. Und dann beim Heimgehen, als ich die Via degli Artisti hochstieg und an der Kirche Sant’Isidoro degli Irlandesi vorbeikam, es war ausgestorben hier zu dieser Stunde, da noch die Birreria, in die ich nie gegangen war, dann die hohe Stützmauer, die schon zum Istituto gehört, die Stützmauer des Gartens der Villa, und vor bis zur Via Ludovisi, und nun überkam mich doch tatsächlich die Weltverlorenheit von damals vor vierzig Jahren, Weltverlorenheit wie Schuldhaftigkeit wie Bettlertum, als ginge ich ohne Existenzberechtigung, ein armer Hund; und damals mußte ich durch diese kleine, eher einem Fenster als einem Tor gleichende Tür wie durch ein Schlupfloch in die povere Stipendiatenabsteige im Nebengebäude mich duckend verschwinden, wo mich einfach das Nichts empfing, es sei denn ich wäre noch in das Café de Paris an die Veneto gegangen. Diese Weltverlorenheit.

7. April 2000, Paris

Erinnere mich, wie sehr mich das Aufkommen der Popkultur inklusive Hippies und Flower Power und der darauffolgenden 68er Bewegung nicht nur geschockt, sondern wie eine persönliche Attacke auf meinen Lebensentwurf getroffen hat. Es war in London 1967, und es hat mit meinem Selbstverständnis als Künstler zu tun.

Künstler als Einzelgänger und als Randerscheinung der bürgerlichen Gesellschaft. Es gehörte ein gewisser Aristokratismus in dieses Bild, denn zu meinem Künstler paßte durchaus die geistige Verankerung in den besten kulturellen Latifundien und Traditionen und ein dazugehöriger Ästhetizismus. Es käme in meinem Falle insbesondere das Außenseiterbild Robert Walsers in Frage. Diese Abfärbung. Das Antibürgerliche gehört hochrangig zu diesem Status, aber ebenso die Abgrenzung gegen das Proletarische. Mein Künstler war jedenfalls kein Barbar, sondern ein höher gestelltes Wesen kraft seiner schöpferischen Ausstattung und Macht, er durfte arm sein wie Walser und van Gogh, doch war er nicht nur reich, sondern überragend an geistigen Kräften und Gaben, auch als Verkörperung des Besten an kultureller Inkarnation. Er war ein selbsternannter Regent, gehorchte eigenen Gesetzen, und er war ein Kämpfer wie ein Thomas Wolfe oder Hemingway, auch ein unbürgerlicher, nur sich selbst verantwortlicher Abenteurer. Rimbaud? Das Außenseitertum ein Adelstitel. Seine Verbündeten waren die Gauner und Prostituierten, und hier schillert das Bild in die Zonen von Henry Miller und James Joyce hinüber, mein Künstler war ja im Grunde ein Revolutionär. Nur das Normalverbrauchertum lieferte die Feinde; und natürlich die verknöcherten scheinheiligen verlogenen und lebensfeindlichen Konservativen, die Statthalter und Verteidiger des schal gewordenen Besitzbürgertums. Wenn ich zu diesen Beispielen greife, dann, um mich gegen die Ideologiefürchtigen abzusetzen, auch wohl gegen die engagierte Sartre-Färbung. Jedenfalls war ich unpolitisch, für Marxismus nicht unempfänglich, sehr empfänglich für Orwell, die Spanischen-Bürgerkriegs-Kämpfer.

Und nun verwandelte sich gewissermaßen über Nacht via Jugendbewegung und Popkultur das ganze gesellschaftliche Bild, und was gestern noch als halbdebiler Lümmel durch die Straßen getrottelt war, lief nun als bärtiger struppiger Hippie und Anarchist und Popartist und liebestoller, alle Regeln des Anstands verhöhnender Revolutionär und Antivietnamheld und Beatle durch die Gegend, das Losungswort war schöpferisch, ein jeder schöpferisch, ein jeder ein Künstler und Kämpfer, eine karnevalsreife Fauna von Verkleideten und Aufmüpfigen, verbrüdert, in den Parolen und Melodien der Popsänger Zuckenden, eine Welt potentieller Barrikadenkämpfer beherrschte die Szene, alle freiheitstrunken, dichtend und kunstend, nun war diese Jugend an der Macht. Und das heilige Emblem war die Gitarre, und das ganze Jungvolk strömte in die gigantischen Messen der Popkonzerte, wo es sich speisen und bis zur Ekstase durchtränken, also wohl mobilisieren ließ, und die Messepriester, die neuen Helden, waren ihrerseits widerliche Schamanen, Erweckungsprediger, außer Rand und Band geratene Barrikadenheuler, in Aufmachung und Gebärdung schlicht ekelerregend und letztlich unbegreiflich. Eine wahre Volksbewegung, eine neue Massenkultur, eine neue Erscheinungsform von Demokratie und Freiheit der Expression, die Phantasie an der Macht, und der unerschöpfliche Fundus hieß Kreativität. Kreativität als Massenerscheinung. Und wo gehörte ich nun hin mit meinem elitären Anspruch und revolutionären Monopol? Ich war zutiefst verunsichert, mehr als geschockt: in meinen Grundfesten erschüttert. Übermannt. Für mich waren nicht einfach Poesie und Musik an die Macht gekommen, sondern zusammen mit dieser ganzen Kreativität auch das Obszöne schlechthin. Für mich war es eine Entwertung meiner ganzen bis dahin gültigen Glaubensartikel.

Natürlich merkte ich gleichzeitig, daß diese neue Popkultur viel Positives entfesselte, unter anderem Widerstand gegen Krieg und Repression und die mörderischen Aspekte des Kapitalismus, eines Imperialismus, nur konnte ich mich hauptsächlich aus ästhetischen Gründen und dann Gründen der Überheblichkeit mit dieser Volksbewegung nicht ohne weiteres verbünden, ich wurde einmal mehr an den Rand gedrängt, natürlich auch als Schriftsteller und in allem, was mein Wertesystem anbelangte. Ich las zwar aufmerksam und teils wirklich beeindruckt Norman Mailers Heere aus der Nacht, den Marsch auf Washington, ich las die neuen Autoren. Ich begann sachte meine eigenen Vorstellungen zu hinterfragen, begann mit Selbstinfragestellung, ließ mich – in Maßen – aufstören, vor allem 1969 dann, als ich an der ETH Gastdozent war und mitten in dieser Jugendbewegung steckte und mehr als nur gezwungen war, Farbe zu bekennen.

Und dabei schrieb ich im stillen, wenn nicht im Vergessenen mein Buch Im Hause enden die Geschichten zu Ende. Und danach Untertauchen und Stolz.

Aus den Hippies sind Yuppies geworden, aus den Schlagern der Rolling Stones und Beatles Evergreens.

Natürlich habe ich nicht abzurücken oder gar mich zu distanzieren von Autoren und Schöpfertypen, die meine Werte hochhalten wie Nabokov oder Malcolm Lowry oder Danilo Kiš oder Perec, die alle Revolutionäre und kulturelle Elitegeschöpfe und keine neuen Wilden sind, ich brauche mich der mir zugehörigen literarischen Domäne nicht zu schämen. Und dennoch ist mein Wertesystem immer mehr ein beinah schon dinosaurisches Relikt.

Ich komme auf den Aspekt des Höherstehenden zu sprechen, weil mir kürzlich meine Nichte Tamara diesen Hang als eine Art familieneigenen Defekt fast zum Vorwurf machte. Die Frage ist, was es mit diesem Postulat oder Dünkel auf sich hat, weil offensichtlich sowohl meine Mutter wie meine Großmutter, obwohl beide aus bescheidenen Verhältnissen stammend und nicht sonderlich gebildet, eine entsprechende Werteausrichtung uns eintrichterten. Einen »Aristokratismus«, würde Derivière es nennen, und Ähnliches hat man mir von meinem Habitus und Auftreten her auch immer schon angekreidet. Bei meiner Schwester hat der Anspruch auf absolute Exklusivität die Züge der Überheblichkeit. Vielleicht haben die beiden Mütter eine von meinem Vater abgeleitete oder auf ihn projizierte Sonderwertstellung in krauser Weise entwickelt und hochgehalten und uns Kindern eingeimpft. Eine Fassade, hochmütige, die im Grunde auf nichts beruht und reine Behauptung bleibt (wenn nicht Genealogiefälschung). Wir wurden ja aufgezogen und abgerichtet, als seien wir Prinz und Prinzessin.

In meinem Falle war das Auserwähltsein von frühester Zeit an sowohl Fundus und Kraftquelle wie Grund zu sozialer Absonderung und Kommunikationserschwerung. Zu Kompensationszwecken entwickelte ich ebenfalls von früh an Interesse, Neigung, ja Verbrüderungstendenzen zu Unterwelt und marginalen Erscheinungen (s. Herumtreibern und das Clochardmotiv). Und vielleicht kommt von daher die wenigstens in den Büchern zutage tretende Selbstauslöschungssucht, das Absteigermotiv – als Verbrüderungsangebot? Oder als Selbstbestrafung?

 

In Bern, wo ich neulich vermehrt zu literarischen Auftritten Station zu nehmen verpflichtet war (die Causerie in der französischen Buchhandlung/Café littéraire von Stauffacher und das Gespräch über das Lieblingsbuch, in meinem Falle Unter dem Vulkan von Lowry, in der Kornhausbibliothek), immer stärker Verdruß empfunden, wenn ich in Länggasse und Altstadt auf frühen bzw. Kindheitspfaden unterwegs war. Verdruß angesichts der Armseligkeit des damaligen Augenfutters – eine gewisse Häßlichkeit ist evident zumal in der Länggasse – und der Vermessenheit der mit diesem spärlichen Erbmaterial unternommenen Seelenaufschwünge. Die Frage ist, woher das Bedürfnis nach Schönheit und seelischem Aufschwung als Überlebenselixier in mich eingepflanzt war: der innere Befehl im Sinne von »ich lasse dich nicht, du segnetest mich denn«. Statt Reparatur kann ich Korrektur sagen. Es war ja nicht einfach ein lügnerisches Verschönen und Ausschönen, es war ein Abverlangen. Das Armseligkeitsunglück, das Verdürsten war echte Not, aber ebenso das Darüberhinausverlangen. In diesem Sinne kann und muß ich den Einwand meiner Schwester, unsere Kindheit sei keineswegs so himmeltraurig gewesen wie in meinem Haus-Buch dargestellt, widerlegen. Für mich war das Gegebene niederschmetternd, wenn nicht bedrohend, das fehlende Glück, das Entbehren, die Graue-Socken-Wirklichkeit, die mehr als nur Bescheidenheit des Angebots. Es war das Erlebnis früher Lebensenttäuschung und der Sodbrunnen drohender Depression. Und daraus Schönheit schlagen. Dieses frühkindliche Kreuzrittertum spüre ich, wenn ich die alten ausgetretenen Pfade betrete, die ich mit heutigen Augen nur als Ausgeburt der Trostlosigkeit erklären kann; und es ist das damalige tiefe Unglück, was mich verdrießt. Es will mir scheinen, als wäre ich in trister Lagerhaft aufgewachsen und hätte aus Überlebenshoffnung immer nur an Ausbruch gedacht – oder mich an Einbildungen geklammert. Alles umträumen ins Schöne, Abenteuerliche, Erregende, in Hoffnungswürdigkeit. Darin lag die Revolte des Kleinen: das Nicht-wahrhaben-Wollen. Der Quell des Dichterischen?

 

Und nun zurück zu Salve Maria.

Ich möchte mit diesem Buch das Klima eines antiken Grabreliefs erschaffen. Immer stärker beschäftigt mich die Antike, wenn sie auch nur luftlinienförmig meine Gedanken durchzieht. Beim Grabrelief ist es die zauberhaft andächtige Evokation der Lebenden – wie in einer Verbannung. Sie sind nahe und nicht mehr erreichbar. Um so heftiger entsteht im Betrachter die Sehnsucht, um so stärker ist der Appell aus dem nahen Jenseits, das nichts mit dem christlichen Jenseits zu tun hat, weil es lebensvoll, ja blutvoll und schön und dennoch unerreichbar ist. Mit dem Maria-Stoff möchte ich diese Sehnsucht mitten im Leben nach dem Unerreichbaren darstellen oder in Sprache bringen. Es ist ein Moment in der Initiation eines jungen Mannes, der einer jungen Frau in liebender Bewunderung gleichsam sinnlos nahekommt und dabei die Unerreichbarkeit als das Jenseits erfährt. In dem Grenzbereich sind Entflammtsein und Enttäuschung eins, es ist der Einbruch oder doch das Durchscheinen des Todes und der Ewigkeit – die Vergeblichkeit. Es wäre ein Buch über den fürchterlichen Einbruch der Illusion – und damit der Haltlosigkeit, Fragwürdigkeit, Brüchigkeit der Wirklichkeit.

3. Mai 2000, Paris

Ich lese Handkes Wiederholung und bin sowohl beeindruckt oder voller Staunen wie auch befremdet bis abgestoßen. Das Befremden rührt von der fast autistischen oder Kaspar-Hauserschen Optik, schlecht ausgedrückt, her; es ist die Optik eines Ausgestoßenen, Stummen (hintergründig Gewalttätigen), und die Bewegung ist ein Lernprozeß, wenn nicht Erziehungsprogramm, das Lernen geht über das Anschauen, das Grundmuster sind die Lehr- und Wanderjahre, ist der Bildungsroman, und die Wucht, sowohl Bild- wie Sprachwucht, rührt von der Erpressung her, denn das erzählende Subjekt ist ja ein von seiner Umgebung gefährlich erpreßtes, wenn nicht gestauchtes (eben Kaspar Hausersches) sprachloses Wesen, aus der anfänglichen Sprachbenommenheit stammt die latente Gewalttätigkeit. Das Sehprogramm, das ein Lernprogramm und fast pfingstwunderlich zu einem Sprachvermögen-Kommen heißen darf, hat nicht nur Authentizität, sondern fast biblische Kraft. Der Protagonist sucht nach einer Ordnung, Weltordnung im Grunde, also nach einem Heil. Als Vergleich (mit Ausnahme der immanenten Verkündigungssehnsucht) käme am ehesten Anton Reiser in Frage.

Was uns verbindet, ist das Sehenlernen, nur daß in mir die Suche nicht einer uralten versunkenen oder verlorenen Ordnung gilt, sondern dem Innewerden der Gegenwart und der daraus hervorgehenden schöpferischen Bereitschaft.

Wenn ich sage, daß ich am Morgen beim Hinausgehen oder Tagbegrüßen immer noch wie ein Kind voller Wundererwartung einhergehe, oder wenn ich von der Augenweide spreche, dann ist bei mir Sehen, Einsammeln über Augenwege immer gleichbedeutend mit dem inneren Sprudeln, mit Schöpferischwerden oder eben mit Sagenslust. SPRACHLUST. Während es bei Handke nicht um das Sprudeln, sondern das Erzählen geht. Und mit dem Erzählen ist die Hinwendung zum Anderen da und damit die Lehre, Erzählen als Gemeinschaft-Erschaffen. WEG gleich Lehre. Die Lehre der Sainte-Victoire etc. Sein Erzählen ist gemeinschaftsbildend oder Einladung zur Nachfolge. Hier Handkes Guruhaftigkeit. Hier unser zentraler Unterschied. In diesem Sinne zeigt seine Wiederholung, wie das Anheben des inneren Erzählens zu einer Wiedererlangung verlorener Gemeinschaft hinführt. Während es in meinem Jahr der Liebe die Demonstration der Welterschaffung und Selbsterschaffung ex nihilo oder eben die Reanimation aus den drohenden Strudeln der Depression ist. Das Buch, das sich selber schreibt und Selbstrettung wird.

Bei mir spielt das Kunstwerk oder der Glaube an das Kunstwerk als Lebensquell und Unzerstörbares die Animusrolle, bei Handke ist es das Wegsuchen. Mit Odile habe ich immer den einen Streitpunkt: Sie kann nicht verstehen, denke ich, was mich das Kunstwerden meiner Stoffe kostet. Nur der künstlerische Rang ist der Sieg über das Nichts, nur dieses Schöpfungswunder. Darum mein scheinbarer Elitismus. Es besteht ein abgrundtiefer Unterschied zwischen guten interessanten gutgeschriebenen Büchern oder anderen sog. künstlerischen Produkten und dem Kunstwerk, und Solidarität erwarte ich mir einzig auf dieser exklusiven Ebene. Auch Hilfe.

Der Kunstanspruch ist für mich das Entscheidende. Der Kunstbegriff meint das totale Aufgehen von Stoff in künstlerischer Sprache, in Handschrift oder Stil und bedeutet im Unterschied zum billigen Verbrauchsgegenstand nicht weniger als das ewige Leben. Kunst – diese leichte Sache, die so schwer zu machen ist (Utz).

Dieses Umwandeln in einen atmenden souveränen alles enthaltenden geheimnisvollen unzerstörbaren schwingenden schweigenden Organismus, abgelösten sieghaften Organismus, also in Leben, kostet mich viel. Viel an Zuwarten, Wandern, Einsatz und Magie. Viel an Leben. Lebenseinsatz. Mein Hervorbringungskreuz. Mein Lebenskampf gilt nur dieser Sprachwerdung, Formwerdung, Rettung.

Und darum verachte ich all die kleine Verbrauchskunst, so amüsant oder bestechend und interessant sie auch sein mag und dies in allen Bereichen, auch im Film und in der Musik, selbstredend. Und warum ich in diesen Belangen so unbelehrbar und halsstarrig bin, erklärt sich aus diesem Anspruch. Kunst ist unteilbar.

Ich möchte DAS LEBEN schreiben, ich möchte es jedoch im Schreiben gewinnen und nicht verraten, verschachern. Ich möchte es durch das Prisma einer heutigen Existenz, das heißt ganz und gar aus meinem eigenen Erfahrungsbereich gefischt und gefiltert, jedoch gleichzeitig abgelöst von mir: gültig und insofern göttlich, als es die Schöpfung tradiert.

Die Schwierigkeit und das Kreuz meiner Hervorbringungsart besteht darin, daß ich es aus den eigenen Schlammgebieten hervorholen muß (vom Unglück beglaubigt) und dann in einem Reinigungskraftakt läutern, das heißt auch veräußeren muß. Mein Kampf gilt dieser Lebensrettung.

Lebensstiftung? Während Handke sich auf einen Heilsweg begibt, um eine gemeinschaftswürdige alte gültige Ordnung im Wüsten nicht nur zu entdecken, sondern wiederzuentdecken und dadurch ein Sehen, dessen Originalität in der eigenen Beschädigung und dementsprechenden anfänglichen Sprachlosigkeit besteht, in neue Worte zu stanzen. Er befindet sich auf einer Heilssuche, und was er anstrebt, ist eine heile Welt.

Seine Bücher sind Wegbeschreibungen auf der Heilssuche. Meine Sache ist das Erinnern der Gegenwart und deren Auferstehung in Sprachinseln, die im Licht des Wunderbaren stehen. Mein Weg ist auch die Erschreibung meines Lebens als Roman. Dieser soll exemplarisch sein. Ich schreibe mir ein Leben zu.

4. Juni 2000, Paris

Zurück aus Japan und immer noch durch die Zeitverschiebung in bleierner Müdigkeit. Als ich heute, Sonntagmorgen, auf den Markt Rue de Seine schlenderte, dachte ich, übrigens wie unmittelbar nach der Ankunft in Paris, bei den ersten Schritten draußen, geradezu trunken von der Schönheit der Stadt, der wiedergefundenen:

Es ist mein Traum von Paris, der mich wieder in sich aufnimmt, und es ist der Traum meines eigenen Pariser Romans, der mir wieder zufließt, mein Lebensroman hier. Und es ist aufgrund dieser Personalunion, Fiktion, Erfindung, daß ich so sehr verunsichert und in Frage gestellt werde, wenn ich mich dem schweizerischen oder deutschen Literaturbetrieb aussetze oder auch nur annähere, der Kollegenwelt. Ich aber muß meinen Traum immer von neuem zusammenflicken, um fliegen zu können, wie es im Bauch des Wals geschrieben steht. »Weil alle Haie und Hunde danach schnappen, sie sind scharf darauf …« Es ist diese meine ganz andere dichterische Prädisposition, die mich verletzlich macht. Ich sagte immer, ich müsse mich gewissermaßen als der einzige Dichter auf Erden empfinden können.

Das wenige, das ich geschrieben und als Werk vorliegen habe, beruht auf dieser Prämisse meines Poetenlebens, das ein Postulat oder auch ein Wahn sein mag, doch sind sie es, die mich ausschicken, meinen Roman am Leben zu erhalten, der Roman muß weitergehen, ohne diese Selbsterfindung ist kein Schreiben möglich. Und in diesem Sinne bin ich ein Ichgefangener oder abseitiger Träumer und eben kein Geschichtenerfinder. Ich denke, daß es an dieser meiner fragilen schöpferischen Kondition liegt, daß möglicherweise Odile mit meiner Dichtung im tiefsten nichts anfangen kann oder daß sie zumindest nicht teilhaben und daran partizipieren kann. Nun, es ist meine Obsession, mein Fall, mein Sonderfall, meine Selbstverstrickung, meine Fessel und die Ursache meiner letztlichen Unzulänglichkeit als Partner.

Es ist der Grund meiner Themenlosigkeit und notorischen Blockaden. Es muß ihr nur verwunderlich erscheinen, daß immerhin immer mehr Interesse von außen auf mich zukommt, um von der französischen Anerkennung ganz zu schweigen. Hier ist der Grund für unser Unglück als Lebenspartner, das ich darin erblicke, daß ich mich im Eigensten und Wertvollsten unverstanden oder gar verachtet fühle, während sie sich wohl einen Mann wünschte, der seine Arbeit unternehmerisch und weniger selbstverstrickt verrichtet und dazu als Mann und Vater gewandt und teilnehmend agiert. Wir sehen oder starren uns verbittert von weit auseinanderliegenden Felsen an und hegen Groll gegeneinander. Wir sind auseinandergelebt, manchmal wie Feinde.

7. Juli 2000, Paris

Vielleicht muß ich als ungewollte Spuren- oder Schatzsuche auf der Reise zurück ins Kuckucksnest die Tante Lola anpeilen. Ich habe mein Gepäck bestehend aus einem momentanen Unglück, einer Hoffnungslosigkeit und einem sinnlosen Aufbruchstrieb in der Tantenwohnung wie eine tickende Zeitbombe abgestellt und kehre mich angewidert ab mit Blick auf die Wohnung, die ich mir angeeignet habe wie ein Betrüger. Ein Betrüger? Sie hätte sie mir nicht übermacht, sie wollte nicht abgehen. Alles atmet ihre Gegenwart. Auch darum die Befremdung, Verlegenheit, Ungeborgenheit. Am liebsten wäre ich weggelaufen. Die Möbel. Das große Tantenbett, der Schrank braunmattglänzend, oben abgetreppt. Der Spiegel goldgerahmt und auf dem Bord des Cheminées die Nippsachen. Im vorderen Zimmer Tisch und riesige Sessel, Fauteuils, eine Ansammlung zum Ersticken. Der Hund? Soll er auch hier sein?

Ich muß natürlich ihren Tod, die Schlüsselübergabe, die Pelze im Schrank, den Schmuck, die vielen privaten Dinge, Briefschaften, Kontoauszüge, Fotos, Ansichtskarten, Rechnungen, Korrespondenzen, SPUREN beschreiben. Muß das Begräbnis erzählen in Evian. Statt einer Wohnung habe ich das Tantenmuseum übernommen. Wohin mit der Ware? Ausmisten, ja. Es ist einfach kein Platz für mich. Doch habe ich keine andere Unterkunft. Und mit dem Abtragen dieses Lebensschutts schlüpfe ich in das mir peinliche Dasein der Verstorbenen und nolens volens in ihre Geschichte. Bevor ich die Geschichte nicht bewältigt habe, ist die Wohnung nicht frei. Also die Tante, das Tantenleben bestatten. Das Erbe antreten.

15. Juli 2000, Paris

Zur Picasso-Plastik-Ausstellung im Beaubourg.

Ich habe hauptsächlich den Eindruck einer überbordenden Kunstfertigkeit gehabt und blieb merkwürdig unberührt. Ein Mann, der mit allem was eben vorliegt, mit Abfällen, als Verwandlungsakrobat Fauna und Flora und Mythenwesen und Alltäglichkeiten herzaubert und dabei alles in allem einzig das Spektakulum seiner grenzenlosen Ingeniosität und schöpferischen Fruchtbarkeit inszeniert. Was er anfaßt, wird Akteur auf der Bühne seiner Einbildungskraft. Und die Bühne ist das Welttheater einer nimmerendenden unerschöpflichen Zeugungswut. Picasso der Weltenschöpfer. Zur Zeugungswut gehört die Metamorphosenenergie. Es schimmern Erinnerungen an Mythen, vielleicht Religionen durch. Das Metamorphosische hat ein humoristisches Element. Der Artifex ist ein mit allen Wassern gewaschener Jongleur. Ist er ein Tiefenforscher, nahe den Ursprüngen? Auffallend die Abwesenheit von Leid und Tragik. Im Gegensatz zu Alberto Giacometti ist keine neue oder in die Zukunft weisende Welt- und Menschensicht spürbar. Ein wichtiger Einfluß ist die Negerkunst, von da das magische Ferment. Die klassizistische Epoche aus den dreißiger Jahren ist im Schillerschen Sinne sentimentalisch. Zu den Gipfeln seiner Kunst gehören die fruchtbaren Frauen und die gehörnten Frauenköpfe. Durchgehend das Züngeln der Kreatürlichkeit. Er hat für Generationen von Künstlern, nicht nur minderen, Vokabularien bereitgestellt, generös. Er ist kein Visionär, sondern tellurisch. Ein Spielkind noch im Alter. Nur im Sexus ist Tiefe. Ich war von der kopulatorischen Malerei des Spätwerks tief berührt, von der Plastik kaum. Auch Degas und Daumier und Matisse haben modelliert, um einige berühmte Maler zu nennen. Die Frage ist, ob Picassos Plastik nur eben ein Seitenwagen seiner Kunst zu nennen ist. Oder war ich vorübergehend oder besser akzidentiell blind und unempfänglich? Oder ist die Ausstellung falsch konzipiert und gehängt? Bin einigermaßen leer ausgegangen bei dem Besuch.

9. August 2000, Paris

Bin jetzt bald durch mit der Lektüre des Ulysses. Hatte keine Ahnung von der geballten Ladung Blasphemie und Obszönität, die da drinsteckt und die weiland das Buch auf die Liste der verbotenen Lektüren wie Millers Wendekreis des Krebses und Calafertes Septentrion brachten. Auf den Index. Die Sexualobsessionen und fäkalischen Perversitätsphantasien sind ja wirklich aufs generöseste präsent. Aber auch der Humor ist gewaltig.

Das Vergleichzeitigungsprinzip läßt an den Kubismus denken, wobei diese intellektuelle oder wissenschaftliche Dimension immer wieder gebrochen wird durch Einschübe deftigen realistischen Erzählens. Es geht hier um eine Totalitätsschau und darüber hinaus um die Bereitstellung aller nur denkbaren Erzählstrategien, Vokabularien, Sprachhaltungen, die wiederum ganze Legionen minderer Schriftsteller inspiriert haben. Die Anlehnung an die Odyssee scheint mir beim Lesen nicht weiter ergiebig. Am verrücktesten dünkt mich, wie Joyce seinen Stoff aus den Wolkenballungen des Spintisierens immer wieder auf den Boden der Dubliner Realität und Humorigkeit herunterholt.

7. September 2000, Charenton

Nach überaus langer Atelierabwesenheit endlich wieder in der Klause in Charenton, wo ich so wenig war (um vom Arbeiten ganz zu schweigen) und jetzt eigentlich nur eben hergekommen bin, nachdem ich Igor zum Collège (Francs-Bourgeois) an der Rue Saint-Antoine gebracht habe, um nach dem Rechten zu sehen und den Abbruch dieser Bleibe ins Auge zu fassen, den Abbruch dieser Zelte: Ich habe jetzt ja ein wunderbares und definitives Schreib- und Wohndomizil an einem Hang der Butte Montmartre in Sicht. Der Umzug dürfte in weniger als einem Monat stattfinden.

Die Sommerfinsternis war dieses Jahr besonders gravierend und depressiv, zudem Odile mit einem gebrochenen Fußknöchelchen immobil und mehr oder weniger an die Liege gefesselt. Zwei Gefangene in ihrer jeweiligen Fesselung und Niedergedrücktheit. Igor ferienabwesend: in Rothéneuf/Saint-Malo, Bern, Biarritz und anderswo. Nur ganz zuletzt war ich mit ihm zusammen in Katalonien, Nähe Gerona und Figueras, bei Louis (Louison) Jent. Sind im Talgo in einer Zweier-Schlafkabine über Nacht dort hingefahren. Die Jentsche Besitzung ein Architektur gewordener Traum, ein Gatsby-Traum. Er hat auf einem riesigen Terrain, einem Ölberg, nach eigenen Plänen und Zeichnungen ein absurd schönes Riesenhaus erbaut, wo er als Gefangener seines Großmachttraums und als Mehrsterne-Restaurant-Besitzer, hauptsächlich aber als halbprofessioneller Börsenspekulant und nun neuerdings wieder als Romanschreiber residiert. Er ist fünfundsechzig und anläßlich meines Geburtstagsfestes in Zürich wieder in meiner Nähe aufgetaucht, nachdem wir jahrzehntelang den Kontakt verloren hatten. In meiner Nach-Canto-Zürcher Zeit, als wir jung und arrogant waren, gehörte er zu meinen nächsten Kameraden. Es war die Zeit meiner Trennung von Brigitte. Von Spanien kaum Eindrücke gehabt, bis auf die herrliche Sprache und die karge, fast märtyrerkarge rötliche Landschaft.

Danach schnell in Berlin – Schweizer Literaturnacht im Literarischen Colloquium am Wannsee –, wo ich zuletzt zur Première meines Journals und danach zu einer Lesung aus Hund (im Literaturhaus) gewesen war. Die Berliner Beziehung ist aber viel älter und reichhaltiger, wenn ich an die zwei längeren Aufenthalte als Gast des DAAD (teils zusammen mit Odile) zu Beginn der achtziger Jahre denke, mit Wohnungen in Charlottenburg und Grunewald. Auch diesmal durchaus mit Sympathie reagiert auf die ruhigen, irgendwie waldigen langen S-Bahn-Fahrten und alles, was sie aufwühlen zwischen Fontane-Vergangenheit und Nazi- bzw. Kriegsgrusel. Abgesehen von den genannten Vorstellungshöfen oder Assoziationen (zu welchen natürlich auch die Mauer und die jenseitige DDR, das zwischen reich und arm, rückständig und freiheitlich-konsumliberale Kontrastverhältnis gehören) … Und neu natürlich die wiedererstandene Ausdehnung oder Komplettierung nach dem Mauerfall mitsamt der modernen Bauwut und Weltstadtgier, was ich auf langen Besichtigungsgängen zusammen mit Otto Marchi anderntags konstatieren konnte, welch ein euphorischer Nachholboom. Bei meinen Aufenthalten in den Achtzigern waren Kreuzberg und das Charlottenburg meines Freundes Dieter Hildebrandt, das Radio und die komfortablen Seitenstraßen des unteren Ku’damms nebst Grunewald mein Revier gewesen. Damals war der Besuch in Ostberlin ein prickelndes Wagnis.

Ja, ich habe Erinnerungen, Lebens- und Alltagserinnerungen in Berlin und solche, die ich mit Odile teile. Damals fuhren wir den alten Volvo. Und ich grübelte an meinem Jahr der Liebe. Jetzt am Wannsee mit dem jungen Peter Weber und einer Schar von Schweizern, darunter Zschokke und Ruth Schweikert gezecht und getratscht, es war ganz amüsant. Ich bin jetzt der Alte und hoffentlich kein Fossil für sie. Bei meinem ersten Einsitz im Haus am Wannsee anno 62 anläßlich der Tagung der Gruppe 47 war ich dreißig, also jung wie sie, erfolgshungrig, despektierlich etc., das Leben rollt eben in rasender Schnelle ab und vorbei. Bin erstaunlicherweise in Berlin immer frohgemut und ohne meinen Deutschen-Komplex. In diesem Monat noch werde ich, in Begleitung von Hörning, wieder in Berlin auftauchen, neben Köln und Bamberg. Berlin gehört zu den Pferdewechselstationen der Schriftsteller auf Lesetour. Nur den Norbert Gstrein vermisse ich, er scheint abhanden gekommen.

 

Die Mobilität nach dem verkrachten Sommer begann mit der Reise nach Tremona zur Bestattung von Gerardo Zanetti. Fuhr nach Zürich und von da zusammen mit Willy Spiller durch den Gotthard nach Lugano. Die mehrmalige Ansicht der Kirche von Wassen wie auf Schulausflügen, die »lauen Lüfte« jenseits der Alpen. In Lugano auf dem Bahnhof stieg kurz ein Schwall von Erinnerungen aus Pantrovà-Carona-Zeiten auf. Wohltuend und zuverlässig die altbewährte Freundschaft mit Willy, die Busfahrt von Mendrisio nach Tremona vertraut. Im Haus von Zanetti/Zanusio die vielen Freunde aus der Schweizer Zeit, vorab Rothschild und Bigna, Dieter und Ingeborg Bachmann samt Plinio, Peter Rüedi und Sibylle Heusser, der Galerist Stummer (mit Stumpen, nein Zigarre) etc., der Garten Ort der Trauerfeier, Pia und die Söhne Luca und Livio und die vietnamesische Adoptivtochter Nina eine schwankende Trauergruppe, der Schmerz, die Fassungslosigkeit tief spürbar bei allen, er ist wirklich »dahingerafft worden«, wie es heißt. Nicht nur darum, weil die Hinterbliebenen zusammenrücken, empfinde ich Zugehörigkeitsgefühle; Zanusio und Pia gehörten in meine frühe Zürcher Zeit (sechziger Jahre), ein junges Reporterpaar damals, linksengagiert, Kreis Zürcher Woche, Höltschi hat sie mit mir zusammengebracht, er ist auch längst tot. Und dann haben die Zanettis mir und Marianne ihre Wohnung an der Therberten Street überlassen, es war der Anfang der Londoner Aufenthalte. Und von Serrazzano kommend haben später Odile und ich bei ihnen in Tremona Station gemacht, auf dem Weg nach Zürich zwecks Verkauf von Brotarbeiten für das Magazin Tagesanzeiger; und wenn ich in Carona Einsitz nahm oder als ich in Albisettis Haus am Langensee war, haben wir uns jeweilen getroffen oder gesehen. Alte Zeiten. Seine Asche wurde im eigenen Garten in ein Loch gestreut und in die Asche ein Nußbaum gepflanzt.

In Zürich anderntags die Aufgeräumtheit, die »zwinglianische« Sauberkeit rund um den Pfauen als schön oder anrührend empfunden und einen an Luxusferien gemahnenden Komfort und Lebensstil, auffällig; und als ich von Willys Wohnung an der Florhofgasse zum Kunsthaus schlenderte, wo ich im Café auf dem Platz, wo Robert Müllers Betonplastik steht, verabredet war, kreuzte mich eine Tochter aus gutem Hause, hätte man einst gesagt, wohl Kantonsschülerin oder Gymnasiastin, und von der Passantin erreichte mich – der Hauch einer jenem Lebensalter eigenen Frische, es war einfach Jugend, ein Unbeschriebensein, so etwas. Ich war betört. Hinterher noch Dschingis gesehen und mit Elisabeth Plahutnik im Restaurant Kropf getafelt und geredet fast wie in alten Zeiten. Ob das nostalgisch tönt? Ich war nach der langen Sommerflaute und -Niedergedrücktheit offenbar endlich wieder am Aufwachen, am Zu-Leben-Kommen, wieder da.

 

Zur Metro, das heißt zu dem spezifischen Geruch in dieser Unterwelt, dem lieben Gedärm, wollte ich vermerken:

Die Luft in der Metro ist ein Mischling. O ja, es ist nicht einfach der saure, der faule Atem, der faulige Mundgeruch des Schlunds, es ist eine herrliche Métissage, gesättigt von allen Ausscheidungen der buntgewürfeltsten Menschheit, wie auch die Töne herrenlos hallen, verirrte Tonseelen nannte ich sie in Bezug auf die Musikanten; ich fragte mich immer, woher das befreiende und beseligende Gefühl herrühre, das ich in der Metro meist empfinde, es ist ja nicht einfach das Unterwegssein, es ist anders als auf Bahnhöfen, vielleicht weil hier unten alle Unterschiede der Klassen, Herkommen, Hautfarben, Besitzverhältnisse, Intelligenzgrade usw. wie ausgelöscht oder aufgehoben erscheinen, dafür die große Schicksalsgemeinschaft, und das hat etwas Ansteckendes, Befreiendes, woher kommst du, wohin gehst du … solche Fragen sind unten (im Unterirdischen) belanglos, es ist auch nicht einfach das TREIBEN, das gibt es auch auf den Straßen, es ist viel existentieller, ein Ausgespucktsein, die menschliche Kondition an sich, pure Existenz, vielleicht Würde. Ich weiß es nicht.

15. September 2000, Paris

Rom

 

Koffer? Erinnere mich, in Rom – es ist jetzt vierzig Jahre her, und ich komme darauf zu sprechen, weil ich eben meine Notizen zum Vortrag über meine Romerfahrung für den im Februar gehaltenen Vortrag durchgesehen habe – erinnere mich, eines Tages in einem Warenhaus einen weißen Koffer aus Kunstleder, einen mit Reißverschluß zu halbierenden oder besser zu öffnenden, etwas lappigen, ziemlich eleganten bis extravaganten Koffer erstanden zu haben, der mir einen neuen Status (des Welteroberers?) und ein neues Aufbruchsgefühl vermittelte und mit der Zeit etwas schmuddelig wurde. Wichtig war die Farbe, ein Weiß wie die Flanke eines Schiffs, eine Hochstaplerfarbe, sage ich heute. Mit dem Koffer hatte ich an Agilität und Ungebundenheit gewonnen. An Leichtsinn. Ich meine mich zu erinnern, daß eine damals nicht eben weit zurückliegende Kofferanschaffung, wohl aus der ersten Ehezeit, ein steifes eckiges Ding aus hellem gräulich-bräunlichen Fibermaterial war, den ich in Bern im Ausverkauf gefunden und für gut befunden hatte. Im Unterschied zu diesem unverwüstlichen ehrbaren Objekt war die römische Anschaffung die Option fürs Herumziehen und Unterbringungen in dubiosen Lotterlebensabsteigen. So etwas.

Später in Zürich kommt der edle, ebenfalls mit Reißverschluß versehene Kalbslederkoffer in Kleinformat hinzu, ein Luxusobjekt in Hungertagen. Danach der in einem Laden für lost property in London aufgestöberte Dienstmädchenlederkoffer, der als Manuskriptenfutteral dienen sollte und allerlei Einfettungs- und Instandhaltungsdienste erforderte. Doch damals war ich bereits ein Herumtreiber, will sagen Schriftsteller und Zugvogel. Derlei Attribute spielten eine Rolle in meinem Poetenleben; wie die Mäntel, Regenmäntel.

Und hatte ich nicht das angefangene, in der winzigen Bleibe »In Gassen« Nr. 7, Nähe Bahnhofstraße Zürich, betriebene Projekt, das sich heute als ein Vorläufer vom Jahr der Liebe herausstellt, »Das Zimmer oder der Koffer« und ein in Serrazzano entstandenes Prosastück »Bericht aus dem Koffer und durch das Fenster« übertitelt? Jedenfalls erinnere ich mich deutlich, daß mir der weiße Kunstlederkoffer mit dem schnieken Reißverschluß ein tolles Leichtigkeits- und Weltläufigkeitsgefühl vermittelte. Die Unabhängigkeit meinte noch nicht wirklich die Schreibexistenz, eher eine Herumtreiberallüre. Ich glaube, es handelte sich um ein Hurenköfferchen, so etwas. Und von da zum meiner harrenden Unternehmen »Reise zurück zum Kuckucksnest«, das ich neuerdings eher unter dem Buchtitel DER KOFFER zu ahnen meine. Der Koffer als Existenzbehälter, wenn nicht als zuckendes HERZ. Mein Herz.

Übrigens stelle ich fest, daß ich mit dem Attribut Koffer zwischen »Salve Maria« und »Kuckucksnest« hin und her zappe. Es scheint, die beiden Bücher seien miteinander verhängt. Wir werden sehen.

9. November 2000, Paris

Das neue Atelier, 14, Rue André Barsacq auf der Butte Monmartre ist allmählich, nach Odiles Betreibungen in Sachen baulicher Sanierung (wieder einmal mehr ein Leidensweg mit unfähigen, unzuverlässigen Arbeitern eines großmäuligen Kleinunternehmers), operationell, wie man hier sagt. Es gibt noch ein paar klempnerische Verbesserungen, und dann sind wir soweit, wobei das Ding ja noch überhaupt nicht uns gehört. Der Kauf soll im Januar über die Bühne gehen, sofern wir bis dahin das noch fehlende Geld aufbringen. Jedenfalls ist es für mich nicht nur eine neue und diesmal definitive Arbeitsunterkunft, eine schöne wie noch nie, sondern in meinen Augen oder gefühlsmäßig eine Art Ausquartierung, ein echtes Zweitdomizil.

Diesmal ist mir im Zusammenhang mit dem Begriff der Ausquartierung etwas bange, alters- und todeshalber; und einsamkeitsfürchtig. Und damit im Zusammenhang muß ich auf zwei Träume zu sprechen kommen.