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Caro Sodar

Leons letzte Chance

Gay Romance





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Leons letzte Chance

Sämtliche Personen und Ereignisse sind frei erfunden. Ähnlichkeiten wären rein zufällig.

Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung der Covermodels aus.

Alle Rechte vorbehalten.

 

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Danke!

 

Texte: Caro Sodar; caro.sodar@gmail.com

Coverfotos: 123rf.com

Covergestaltung: Caro Sodar

Inhalt

Leon wird erneut zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt und dabei hatte er sich geschworen, nie wieder einzusitzen. Mit seiner gewohnt kühlen und schweigsamen Fassade hält er die anderen Mithäftlinge erfolgreich auf Abstand. Für ihn die einzige Möglichkeit, die Zeit hinter Gittern zu überstehen. Zumindest glaubt er das, bis man einen jungen Mann zu ihm in die Zelle steckt. Das schmächtige Hemd quasselt ununterbrochen, heult im Schlaf und geht Leon ganz gehörig auf die Nerven. Trotzdem kommen sich die beiden näher. Aus einer Zweckgemeinschaft, die hauptsächlich ihre Einsamkeit vertreiben sollte, entwickelt sich jedoch etwas Unerwartetes. Gefühle, von denen Leon glaubte, sie niemals für einen anderen Menschen empfinden zu können.

 

 

 

Prolog

„Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil. In der Strafsache ist der Angeklagte Leon Kemper der Entführung von Hugo Feldmann in Tateinheit mit Freiheitsberaubung schuldig. Er wird zu vier Jahren und zwei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.“

 

Mehr als unzusammenhängende Fragmente der Urteilsverkündung behielt Leon nicht im Gedächtnis. Für ihn zählte einzig und allein die Höhe des Strafmaßes. Über vier Jahre! Nach außen hin nahm er das Urteil gleichgültig, desinteressiert, fast schon gelangweilt zur Kenntnis. Tief in ihm drin, fernab der jahrelang eingeübten Fassade, sah es jedoch ganz anders aus. Da hätte er am liebsten geschrien, auf etwas oder jemanden eingeschlagen, egal was getan, nur um nicht wieder ins Gefängnis zurückzumüssen. Die kommenden Jahre würde er täglich wie alle anderen Häftlinge einen glänzenden, hellblauen Trainingsanzug tragen. Dazu weiße Unterwäsche der Marke Liebestöter sowie schwarze Sportsocken und Turnschuhe mit Gummisohle.

Der Wäschekorb, den Leon einen der tristen Gänge bis zu seiner Zelle entlang trug, war mit Wechselwäsche, Handtüchern und Toilettenpapier bestückt. Bei jedem Schritt hinterließ sein neues Schuhwerk quietschende Geräusche auf dem Linoleumboden, welches sich gemeinsam mit dem Schlüsselgeklapper des Wärters zu einer makabren Melodie verband. Ohne es bewusst wahrzunehmen, zählte Leon die verriegelten Stahltüren, an denen sie vorübergingen. Sie passierten sieben Stück, bis man ihm anzeigte stehenzubleiben. Mit Hilfe eines langen Schlüssels, schwenkte die schwere Tür nach außen und gab den Blick in einen winzigen Raum frei. Das Tageslicht kämpfte sich durch ein vergittertes Fenster ins Innere und die letzten Sonnenstrahlen wirbelten klitzekleine Staubkörner durch die Luft.

An einer Wand hatte man die Füße des Doppelstockbettes im Boden verschraubt. Gegenüber stand ein Tisch mit zwei einfachen Stühlen, rechts und links je ein Einbauschrank und als besonderen Luxus durften die Häftlinge einen kleinen Kühlschrank ihr Eigen nennen. Der Fernseher war unwesentlich größer als ein üblicher Monitor für den PC, inklusive weniger freigeschalteter TV-Sender. Die spartanische Einrichtung schockte Leon nicht, denn die kannte er in ähnlichem Umfang bereits aus früheren Inhaftierungen, auch wenn er das erste Mal in keiner Jugendstrafanstalt einsaß. Sein Rechtsbeistand hatte versucht ihn ein letztes Mal dort unterzubringen, aber der Richter lehnte ab, da er der Meinung war, dass Leon mit 25 Jahren und seinem langen Vorstrafenregister keine möglichen Privilegien mehr zustanden.

 

„Herzlich willkommen“, brummte der Wärter, verschloss die Tür hinter Leon und ließ diesen allein. Die schweren Schritte, mit denen er sich von der Zelle entfernte, wurden immer leiser und waren schließlich gar nicht mehr zu hören. Sofort breitete sich unerträgliche Stille aus und Leon glaubte, keine Luft mehr zu bekommen. Von draußen drang ebenfalls kaum ein Geräusch in die beengte Zelle. Er öffnete hektisch die bruchsicheren Fenster, umklammerte die massiven Gitterstäbe und füllte mit tiefen Zügen seine Lunge. Nie wieder wollte er einsitzen, das hatte er sich zuvor geschworen, aber nicht einmal dieses sich selbst gegebene Versprechen konnte Leon halten. Was sagte das über ihn aus? Ganz einfach, dass jedes Mal, wenn er bewusst eine Entscheidung fällte, es die falsche war.