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Ralf Frisch

In herzynischer Richtung

Die Geschichte eines Advents

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© 2017 Ralf Frisch

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN
Paperback: 978-3-7345-8672-9
Hardcover: 978-3-7345-8673-6

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Für Lothar Frisch
zum 80. Geburtstag

E

s zog ihn hinauf, seit er denken konnte. In der ältesten Erinnerung, die R. von sich selbst als Kind in sich trug, sah er sich in weltverdüsterndem Schneegestöber auf einem Felsenpfad zwischen den schütteren Fichten des Hohen Fichtelgebirges in die ausgebreiteten Arme des Vaters stürzen. Diese Weltverdüsterung vermochte sein Gemüt indes nie zu trüben. Im Gegenteil. Ihm konnte die Landschaft nicht düster genug sein. Je unerbittlicher der Schneefall und je fortschreitender die Dämmerung, desto wärmer wurde ihm ums Herz. Je mehr das Äußere, einschließlich seiner eigenen Rotznase, zu Eis erstarrte, desto erhebender war ihm in seinem Inneren zumute.

es, als wartete das Gebirge auf ihn; als sei es eine Person, hingekauert in eine Welt, in die sie, von der niemand wusste, woher sie kam, und von der niemand – außer ihm vielleicht – ahnte, dass es sie gab, nicht gehörte. In sentimentalem Überschwang summte R. dann, den dunklen Nordwald näherkommen und zugleich ewig fernbleibend fühlend, manchmal vor sich hin: „ ‚Komm her zu mir, Geselle, hier findst du Deine Ruh’!’ Die kalten Winde bliesen mir grad’ in’s Angesicht;