Sarah Dessen

Lakeview Stories 2 - Ein Kuss wie ein Riss im Universum

Roman

Aus dem Amerikanischen von Gabriele Kosack

dtv

Über Sarah Dessen

Sarah Dessen, geboren 1970, ist in North Carolina aufgewachsen, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie in Chapel Hill lebt. Sie ist eine der meistgelesenen Jugendbuch-Autorinnen in den USA und alle ihre Romane wurden vielfach preisgekrönt. Auch in Deutschland wächst ihre Fangemeinde mit jedem Buch. Mehr über die Autorin unter:
www.sarah-dessen.de

 

 

Gabriele Kosack, geboren auf Nias (Indonesien), studierte in München Germanistik, Psychologie, Musikwissenschaft und besuchte in New York eine Schauspielschule. Heute pendelt sie als freie Autorin und Übersetzerin zwischen Köln und Essaouira (Marokko).

Über das Buch

›Lakeview Stories‹ sind eindrucksvolle, süchtigmachende, erfrischende, aufwühlende und starke Liebesgeschichten in Episodenform. Die Handlung spielt im kleinen beschaulichen Lakeview. Die Serie besteht aus 24 Einzelteilen.

 

Remy hat die Hoffnung auf die Liebe eigentlich bereits komplett verloren. Ihr Liebesplan: Maximal 6 Wochen ist sie mit den Jungs zusammen, danach macht sie Schluss.

Nach ihrem Schulabschluss möchte sie nur weg aus Lakeview, Party, Alkohol und viele Typen klarmachen. Auch Dexter ist für sie nur eine weitere Sommeraffäre. Jedoch fällt es ihr bei ihm unglaublich schwer, ihr gewohntes Programm durchzuziehen.

Warum nur? Was hat Dexter, was die anderen nicht hatten? Gibt es ein Happy End? Wie geht es weiter?

Zu spät merkt Remy, dass sie ihren wahren Gefühlen nicht ewig ausweichen kann. Zu spät???

 

Die aufwühlende Liebesgeschichte von Remy und Dexter erstreckt sich auf die ersten vier Teile der ›Lakeview Stories‹ und ist bereits erschienen unter dem Titel ›Zu cool für dich‹.

Impressum

Ungekürzte Teilausgabe (Kapitel 5 – 9 aus ›Zu cool für dich‹)

2017 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

© 2002 Sarah Dessen

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

›This Lullaby‹, 2002 erschienen bei Viking Children’s Books,

a member of Penguin Putnam Inc., New York

© der deutschsprachigen Ausgabe:

2004 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Umschlaggestaltung: Katharina Netolitzky/dtv

unter Verwendung von Bildern von Shutterstock und CG Texture

 

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

eBook-Herstellung im Verlag (01)

 

eBook ISBN (Teil 2) 978-3-423-43199-6 (epub)

 

Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Bücher finden Sie auf unserer Website www.dtv.de/ebooks

ISBN (epub) 9783423431996

Kapitel Fünf

Glaub mir, Remy, er ist in Ordnung.«

»Lola, bitte!«

»Ich weiß, was du denkst. Aber du irrst dich. Wenn ich mir nicht sicher wäre, würde ich es dir niemals vorschlagen. Vertraust du mir nicht?«

Ich legte die Rechnungen, die ich gerade durchzählte, beiseite und sah zu ihr hoch. Sie lehnte an der Empfangstheke, das Kinn auf beide Hände gestützt. Einer ihrer Ohrringe – große goldene Kreolen – baumelte leicht hin und her und funkelte im Sonnenlicht.

»Keine Blinddates, Lola. Grundsätzlich nicht«, versuchte ich ihr zum wiederholten Mal klar zu machen.

»Es ist kein richtiges Blinddate, Süße. Ich kenne ihn.« Als wäre das ein Argument. »Ein wirklich netter Junge. Außerdem hat er schöne Hände.«

»Bitte?«

Sie hielt ihre – selbstverständlich perfekt manikürten – Hände hoch, als bräuchte ich konkretes Anschauungsmaterial dafür, wie dieser Teil der menschlichen Anatomie aussah. »Seine Hände. Sie fielen mir neulich auf, als er seine Mutter nach ihrem Meersalz-Ganzkörperpeeling abholte. Sehr schöne Hände. Er ist zweisprachig aufgewachsen.«

Ich überlegte angestrengt, worin der Zusammenhang zwischen schönen Händen und zweisprachigem Aufwachsen bestand. Aber ich kam auf nichts. Gar nichts.

»Lola?«, meldete sich vorsichtig eine Stimme aus dem Friseurbereich des Salons. »Meine Kopfhaut brennt?«

»Das ist normal. Nur die Farbe, die einwirkt.« Lola wandte beim Reden nicht einmal den Kopf, sondern sah mich durchdringend an: »Jedenfalls habe ich bereits in höchsten Tönen von dir geschwärmt, Remy. Und weil seine Mutter heute Nachmittag zur Pediküre kommt, dachte ich mir …«

»Nein«, sagte ich brüsk. »Vergiss es.«

»Aber er wäre einfach perfekt!«

»Niemand ist perfekt.« Ich wandte mich erneut den Rechnungen zu.

»Lola?« Jetzt klang die Stimme aus dem Nebenraum schon nervöser. »Es tut wirklich weh …«

»Möchtest du die wahre Liebe erleben, Remy?«

»Nein.«

»Mädchen, ich verstehe dich nicht! Du machst einen großen Fehler.« Lola wurde immer laut, wenn sie sich leidenschaftlich für etwas einsetzte. Ihre Stimme hallte durch meinen kleinen Empfangsbereich, dass die Nagellackfläschchen auf dem Regal über mir klapperten. Noch ein paar dieser gewaltigen Vokale und ich würde etwas auf den Kopf bekommen, mir eine Gehirnerschütterung einfangen und Lola genauso auf Schmerzensgeld verklagen können wie die Frau nebenan, deren Haar und Kopfhaut gerade weggeätzt wurden.

»Lola!«, schrie sie. Ihrem Ton zufolge würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. »Ich habe das Gefühl, mein Haar riecht verbrannt …«

»Verflucht noch mal!«, polterte Lola, die sich über uns beide gleichermaßen ärgerte, wirbelte herum und stapfte aus dem Raum. Ein Fläschchen mit dunkelrotem Nagellack knallte neben mir auf die Theke, wobei es mich nur um wenige Zentimeter verfehlte. Stöhnend öffnete ich den Terminkalender, der vor mir lag. Heute war Montag. In drei Tagen würden meine Mutter und Don von St. Barth zurückkehren. Ich blätterte die Seiten des Kalenders um und ließ meine Finger an den Tagen entlanggleiten, um zum wiederholten Mal zu zählen, wie viele Wochen es noch dauerte, bis das Semester anfing und ich auf und davon sein würde.

Stanford. Dreitausend Meilen weit weg, fast in einer geraden Linie auf der entgegengesetzten Seite des Kontinents. Ein Spitzen-College, meine erste Wahl. Ich hatte mich bei insgesamt sieben Colleges beworben und war von sechs angenommen worden. Die elende Lernerei, die freiwilligen AGs, die Teilnahme an Sonderklassen für besonders qualifizierte Schüler – wenigstens hatte die Schinderei sich am Ende ausgezahlt.

Zu Beginn der Highschool, wenn so etwas in der Regel vorentschieden wird, gelangten meine Lehrer zu der festen Überzeugung, dass ich es mit viel Glück wohl gerade so auf ein staatliches College schaffen würde, wo man ja bekanntlich mehr feiert als studiert. Jedenfalls würde ich irgendwo landen, wo ich ein Larifari-Hauptfach wie Psychologie belegen konnte, mit Studentenpartys und Make-up als Nebenfächern. Als würde aus mir sowieso nichts werden, nur weil ich blond und einigermaßen attraktiv war, ein ziemlich reges Freizeitund Partyleben führte (und, okay, nicht den besten Ruf hatte), mich nicht in den Debattierclubs oder der Schülervertretung engagierte. Deshalb schien ich in den Augen meiner Lehrer zu einem Dasein als Loser verdammt; man warf mich automatisch in einen Topf mit den Kaputten und den Versagern, bei denen es schon ein Wunder war, wenn sie nach der Pause den Weg zurück ins Schulgebäude fanden.

Aber ich bewies allen, dass sie sich in mir getäuscht hatten. Aus eigener Tasche bezahlte ich einen Physiknachhilfelehrer, denn in Physik haperte es tatsächlich ein bisschen, und den Vorbereitungskurs für die College-Aufnahmetests, den ich vorsichtshalber gleich dreimal hintereinander belegte. Aus unserer Vierer-Clique war ich außer Lissa die Einzige, die zu den Kursen für besonders qualifizierte Schüler überhaupt zugelassen wurde; und bei Lissa, deren Eltern beide promoviert hatten, ging ohnehin jeder davon aus, dass sie die Beste war. Mich sticht jedes Mal der Ehrgeiz, wenn etwas schwierig ist oder jemand denkt, ich schaffe es sowieso nicht. Die Tatsache, dass alle glaubten, ich würde es nicht packen, trieb mich erst recht zu Höchstleistungen an und ließ mich die endlosen Nächte durchhalten, in denen ich paukte wie eine Blöde.

Ich war die Einzige aus unserer Abschlussklasse, die nach Stanford ging. Was bedeutete, dass ich mein Leben dort ganz von vorn anfangen konnte, alles neu, alles frisch, weit weg von zu Hause. Sämtliches Geld, das vom Jobben im Salon übrig blieb – nach Abzug der Monatsrate für mein Auto –, sparte ich für Lebenshaltungskosten, Miete, Bücher. Das Schulgeld würde ich von meinem Anteil des Geldes bezahlen, das mein Vater Chris und mir hinterlassen hatte. Ein Anwalt, dem ich gern persönlich gedankt hätte, legte unser Erbe so an, dass niemand es antasten konnte, bis wir entweder fünfundzwanzig oder mit dem Studium fertig waren. Was bedeutete, dass meine Mutter es nicht einmal während ihrer mageren Jahre hatte abgreifen können. Und dass meine vier College-Jahre auf jeden Fall gesichert waren, egal wie viel von ihrer eigenen Kohle sie zum Fenster rauswarf. Wieso? Weil jedes Mal, wenn Wiegenlied (sämtliche Rechte beim Komponisten, Thomas Custer) als Hintergrundmusik für einen Werbespot verwendet, von einem Barsänger in Las Vegas gesungen oder im Radio gedudelt wurde, Geld auf mein Konto einging und somit ein weiterer Tag meiner Zukunft finanziert war.

Die Glöckchen über der Tür bimmelten; der UPSBote kam mit einem Karton herein, den er vor mich auf die Theke stellte. »Paket für euch, Remy.« Er zog den Minicomputer hervor, in dem alle Lieferungen registriert wurden.

Ich quittierte den Empfang auf dem kleinen Bildschirm, nahm den Karton. »Danke, Jacob.«

»Und das hier.« Er reichte mir einen Umschlag. »Bis morgen.«

»Bis morgen.« Der Umschlag hatte seltsamerweise weder einen Stempel noch war er verschlossen. Ich konnte einfach hineingreifen und die drei Fotos herausziehen, die darin steckten. Alle drei zeigten dasselbe Paar, beide etwa Mitte siebzig, das an irgendeinem Strand fotografiert worden war. Der Mann trug eine Baseballmütze und ein T-Shirt mit dem Aufdruck WILL GOLF FOR FOOD, die Frau Gesundsheitslatschen; an ihrem Gürtel hing ein Fotoapparat. Die beiden hielten einander eng umschlungen und blickten selig in die Kamera. Auf dem ersten Bild lächelten sie, auf dem zweiten lachten sie, auf dem dritten küssten sie sich zärtlich, wobei ihre Lippen sich jedoch kaum berührten. Es waren Bilder wie von jedem x-beliebigen Pärchen, das am Meer Ferien macht, jemanden anspricht und fragt, ob man bitte ein Foto von ihnen schießen könne.

Schön und gut – aber wer zum Teufel waren die beiden? Was sollte das Ganze überhaupt? Ich stand auf und reckte den Hals, um nachzusehen, ob der UPS-Wagen noch draußen stand, doch er war bereits weg. Sollte ich diese Leute aus irgendeinem Grund kennen oder was? Ich warf einen weiteren Blick auf die Fotos, doch das Pärchen konnte mir auch nichts erklären. Die beiden strahlten mich bloß stumm an, für immer in ihrem Tropenparadies gefangen.

»Remy, bringst du mir bitte kaltes Wasser?«, rief Lola aus dem Friseurbereich. Am Ton ihrer Stimme – munter, aber laut – hörte ich, dass sie meinte: sofort, pronto, Alarmstufe Rot. »Und das Nebacetin, bitte, aus dem Schränkchen unter der Geldschublade?!«

»Natürlich«, rief ich in ähnlich beschwingtem Ton zurück und stopfte die Fotos in meine Handtasche.

Rasch holte ich das Nebacetin, dazu ein paar Pflaster und etwas Verbandsmull; aus Erfahrung ahnte ich schon, dass der Kram gebraucht werden würde. Haarunfälle ereigneten sich am laufenden Band – man musste eben entsprechend gut vorbereitet sein.

Drei Stunden später. Nachdem das Drama seinen Lauf genommen hatte, verließ Lolas Kundin uns – endlich! – mit einbandagiertem Kopf, einem großzügigen Geschenkgutschein sowie einem Blatt Papier in der Tasche, auf dem stand, dass sie sich für den Rest ihres Lebens im Joie Salon umsonst die Augenbrauen zupfen lassen durfte. Ich schloss die Geldschublade ab, nahm meine Handtasche und ging nach draußen.

Der Sommer war mittlerweile in all seiner Pracht da, drückende Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit inklusive. Alles roch irgendwie intensiver als sonst, dampfig – als würde die Welt jeden Moment überkochen. Die Klimaanlage im Salon lief ständig auf Hochtouren; wenn man ins Freie trat, hatte man daher das Gefühl, man käme direkt aus der kältesten Arktis.

Ich stieg in meinen Wagen, startete den Motor und drehte die Klimaanlage bis zum Anschlag auf, damit es so schnell wie möglich kühl im Auto wurde. Dann hörte ich die Nachrichten auf meiner Mailbox ab. Eine von Chloe, die nach dem Plan für heute Abend fragte. Eine von Lissa, die schniefend behauptete, es gehe ihr gut, doch, wirklich. Sie ahnte wohl, dass mir ihr Gejammer langsam auf die Nerven ging. Schließlich mein Bruder Chris, der mich daran erinnerte, dass Jennifer Anne heute Abend für uns kochte, sechs Uhr, sei pünktlich.

Ärgerlich löschte ich die letzte Nachricht. Ich war immer pünktlich. Und das wusste er auch. Diese dämliche Ermahnung hatte ich nur Jennifer Annes konstanter Gehirnwäsche zu verdanken. Schließlich war ich diejenige gewesen, die ihn jeden Morgen weckte, als er mit dem Job bei der Werkstatt anfing. Sonst hätte er todsicher verpennt, obwohl er sich mindestens drei Wecker stellte und sie im ganzen Zimmer so verteilte, dass er aufstehen musste, um sie abzuwürgen. Aber es nützte nichts, er verschlief trotzdem. Ich sorgte dafür, dass er nicht zu spät kam, nicht gleich wieder gefeuert wurde, spätestens um halb neun aus der Tür war, für den Fall, dass er in einen Stau geriet, was fast immer –

Meine Gedanken wurden abrupt unterbrochen, denn irgendetwas knallte gegen meine Windschutzscheibe. Nicht doll – eher ein Klatschen als ein Knallen. Ich zuckte trotzdem heftig zusammen. Als ich aufblickte, sah ich ein weiteres Ferienfoto von dem alten Pärchen am Strand. Das T-Shirt mit dem unsäglichen Golf-Spruch, das runzlige Lächeln. Das Foto wurde von einer Hand gegen die Scheibe gedrückt, so dass die beiden auf mich herunterstarrten.

Da kapierte ich schlagartig. Ich Idiot. Dass ich nicht eher darauf gekommen war!

Ich drückte auf den elektrischen Fensterheber, um die Scheibe auf der Fahrerseite runterzulassen. Neben meinem Außenspiegel stand Dexter. Er nahm die Hand von der Windschutzscheibe, das Foto rutschte runter und blieb hinterm Scheibenwischer stecken.

»Hallo.« Er trug ein weißes T-Shirt und darüber unverkennbar die typische grüne Uniform von dem Fotoexpress gegenüber, Flash Camera; der Name war in schwarzen Großbuchstaben auf die vordere Hemdtasche gestickt.

»Du verfolgst mich«, sagte ich.

»Wie? Gefallen dir die Fotos etwa nicht?«

»WILL GOLF FOR FOOD?! So was Bescheuertes.« Ich legte den Rückwärtsgang ein.

»Keine Musiker, keine Golfspieler«, zählte er auf.

»Was noch? Löwenbändiger? Buchhalter?«

Ich sah ihn nur an und trat aufs Gaspedal. Er musste zur Seite springen, um seinen Fuß vor meinem Reifen in Sicherheit zu bringen.

»Warte mal.« Er legte eine Hand in mein geöffnetes Fenster. »Eine ernsthafte Frage: Kannst du mich eben wo hinfahren?« Ich wirkte wohl ziemlich ablehnend, denn er fügte schnell hinzu: »Die Band trifft sich in fünfzehn Minuten. Wir haben ein paar neue Regeln aufgestellt und Zuspätkommen wird jetzt streng bestraft. Ehrlich.«

»Ich bin auch schon spät dran«, erwiderte ich, was nicht stimmte. Aber war ich etwa ein Taxiunternehmen?

»Bitte.« Er ging in die Hocke, so dass er sich mit mir auf Augenhöhe befand. Dann hob er die andere Hand, in der er eine fettverschmierte Tüte von Double Burger hielt. »Ich gebe dir auch die Hälfte von meinen Pommes ab.«

»Nein, danke.« Ich drückte wieder auf den Schalter, um das Fenster zu schließen. »Außerdem ist Essen in meinem Auto verboten. Zuwiderhandlungen werden streng bestraft.«

Er lächelte über die Anspielung und kämpfte gegen die hochfahrende Fensterscheibe. »Ich bin auch ganz brav, versprochen.« Schon rannte er um die Motorhaube meines Autos herum, wobei er sich im Vorbeigehen das Foto von der Windschutzscheibe schnappte und in seine hintere Jeanstasche stopfte. Bevor ich mich versah, plumpste er auf den Beifahrersitz und machte es sich bequem, während die Wagentür hinter ihm zufiel.

Was hatte der Kerl bloß an sich? Widerstand schien vollkommen zwecklos zu sein. Aber vielleicht war ich auch nur zu erschöpft, um mich mit ihm rumzustreiten. Und es war definitiv zu heiß.

»Aber nur dieses eine Mal«, sagte ich mit meiner strengsten Stimme. »Noch einmal nehme ich dich nicht mit. Und wenn du auch nur das kleinste Stück Pommes anfasst, fliegst du raus. Und zwar hochkantig. Bei voller Fahrt.«

»Sei ganz offen.« Er angelte nach dem Sicherheitsgurt. »Nur keine Rücksichtnahme, bitte.«