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DAS HEXENKREUZ

Historischer Roman

Band 4 der Seelenfischer-Reihe

Für Papi,
unvergessen …

Dramatis Personae

 

Es folgt eine Aufstellung der wichtigsten Figuren.

Historische Persönlichkeiten sind mit einem * gekennzeichnet.

Emilia di Stefano

Emanuele di Stefano    ihr Zwillingsbruder und Jesuit

Piero di Stefano    ihr Bruder

Graf Abelardo di Stefano    ihr Vater

Serafina La Tedesca    Emilias beste Freundin und Enkelin der gleichnamigen Seherin

Donna Elvira La Tedesca    Serafinas Mutter, Hebamme und Heilkundige

Ferrante    Fürst der Zigeuner

Cesira    Ferrantes Mutter, vielleicht eine Hexe

Filippo    ein pfiffiger Knabe von zehn Jahren

Francesco Colonna Jesuit und Freund und Mentor von Emanuele

Vittoria Colonna    Francescos Schwester

Donatus    Majordomus im Hause Colonna

Pater Remo Baptista    Kopf des Schwarzen Kabinetts der Jesuiten

Herzog Carlo von Pescara, mächtig und märchenhaft reich

Herzoginwitwe Beatrice von Pescara    seine machthungrige Mutter, Großmeisterin des Sol-Invictus-Ordens

Graf Egidius Bramante    Beatrices Gegenspieler, Mitglied im Sol-Invictus-Orden

Filomena    eine verhinderte Nonne

Ta-Seti    ein Häuptling der Nubier, schwarz wie die Nacht, Filomenas heimlicher Geliebter

Sergej Iwanowitsch Wukolny    russischer Fürst

* Wolfgang Amadé Mozart    ein Knabe

* Giacomo Casanova    ein Frauenliebhaber in den zweitbesten Jahren

* Ludwig XV.    französischer König, auch ein Frauenliebhaber

* Jeanne-Antoinette Poisson    Madame de Pompadour, einflussreiche Geliebte Ludwigs XV.

* Marie-Jeanne Bécu    Comtesse Du Barry, letzte Geliebte Ludwigs XV.

* Étienne-François de Choiseul d’Amboise    Marquis de Stainville, Jesuitenfeind und Erster Minister unter Ludwig XV.

* Prinz Alexej Galitzin    russischer Gesandter am Heiligen Stuhl

* José Moñino y Redondo    Jesuitenfeind und spanischer Botschafter, wichtigster Berater König Karls III. von Spanien

* Sebastião José de Carvalho e Mello    Marquis de Pombal, Jesuitenfeind und Erster Minister unter José I. von Portugal

* Lorenzo Ricci    letzter Pater General des Jesuitenordens vor dem Verbot

* Papst Clemens XIV.    seit 1769 Papst und Bischof von Rom

* Pater Carlo Rezzonico    Camerlengo von Papst Clemens XIV.

   Teil 1   

Die Gefährtinnen

– Emilia und Serafina –

Prolog

Santo Stefano di Sessanio, 1750

Eine Seherin bestimmt die Stunde ihres Todes selbst. Das hatte ihre Mutter Serafina einst selbst gesagt. Warum ließ sie den Tod dann seit Wochen warten? Warum harrte sie so hartnäckig im Diesseits aus, fragte sich die Tochter an ihrem Sterbebett. Litt sie nicht grausame Schmerzen und lag die meiste Zeit über im Delirium? Abermals klammerte sich die alte Seherin an den Arm ihrer Tochter, bäumte sich auf und rief: »Du wirst es erleben! Mit Schimpf und Schande, Blut und Schwert werden die Könige die Gottesdiener verjagen. Die Kirche wird ihre Macht verlieren …«

»Schh, Mutter.« Behutsam löste sich Donna Elvira von ihr. Sie griff just nach dem Kräutertee, als die Tür zu der einfachen Kate aufgerissen wurde. »Schnell, Donna Elvira. Ihr werdet auf der Burg verlangt. Die Gräfin kommt nieder!«, rief der Stallbursche des Grafen di Stefano.

»Schon?«, entfuhr es der jungen Hebamme. Hastig nahm sie ihren Korb. Ein letzter besorgter Blick auf ihre Mutter, dann eilte Donna Elvira dem Boten hinterher. Sie wusste, dass ihr ein schwerer Kampf bevorstand. Die Gräfin Agostina war nicht mehr jung, und es würde eine Zwillingsgeburt geben.

Tatsächlich zogen sich die Wehen in der gräflichen Kammer lange hin. Erst im schwindenden Licht des zweiten Tages gebar die Gräfin beide Kinder. Zunächst das Mädchen und kurz darauf den Knaben. Donna Elvira band gerade die Nabelschnur des Jungen ab, als ein jäher Schmerz durch ihren Körper jagte. Ihr Kopf fuhr zum Fenster, und für einen Augenblick krümmte sich die Hebamme, als durchlitte sie nun selbst die Qual einer Wehe. »Mutter!«, entfuhr es ihr.

»Ist Euch nicht wohl?«, erkundigte sich die Kammerfrau erschrocken.

Beinahe wie in Trance wandte sich die Hebamme ihr zu: »Nein, es ist gut.« Rasch versorgte sie den Knaben und wickelte ihn fest in frisches Leinen. Danach legte sie der erschöpften Gräfin die Säuglinge in die Arme. »Anna«, wandte sie sich dann an die Kammerfrau, »lauft zum Grafen, und bittet ihn hierher, damit er seine beiden Kinder begrüßen kann. Dann schickt nach Pater Bertolli. Die Kleinen sollten schnell getauft werden. Was ist, was habt Ihr?« Ihr war die unwillige Geste der Bediensteten nicht entgangen.

»Nichts, dieser junge Priester hat nur so kalte Augen. Mich fröstelt richtig bei seinem Anblick. Was für ein Unglück, dass unser guter alter Pfarrer vor zwei Tagen gestorben ist.« Anna bekreuzigte sich und ging.

Pater Bertolli frohlockte. Die Dinge entwickelten sich ganz in seinem Sinne. Er war nach Santo Stefano di Sessanio gesandt worden, um die blasphemischen Äußerungen einer Seherin namens Serafina La Tedesca zu untersuchen. Der Dorfpfarrer hatte den römischen Großinquisitor Giovanni Ganganelli davon unterrichtet. Zunächst hatte er nicht verstanden, warum Ganganelli so sehr an einer raschen Aufklärung gelegen war. Bevor er hinaufgestiegen war – Santo Stefano erwies sich tatsächlich als der höchste Ort Italiens und lag inmitten der unwegsamen Abruzzen –, hatte sich Bertolli deshalb vorsichtig im Tal umgehört. Dabei hatte er etwas höchst Interessantes in Erfahrung gebracht: Giovanni Ganganelli, der aus dieser Gegend stammte, und diese Seherin waren sich schon einmal begegnet! Damals hatte sie dem jungen Priester prophezeit, dass er einmal Papst werden würde. Ha, da war Ganganelli auf die älteste List dieser selbst ernannten Seherinnen hereingefallen. Sie hatte ihm einfach das gesagt, was er gerne hören wollte! Für seinen Geschmack war der Mann sowieso viel zu abergläubisch – wenn man bedachte, dass er der oberste Inquisitor des Kirchenstaates war …

Zu seinem Missvergnügen hatte Bertolli bei der Ankunft feststellen müssen, dass der alte Dorfpfarrer just tags zuvor das Zeitliche gesegnet hatte und für eine Befragung nicht mehr zur Verfügung stand. Stattdessen hatte er den Trauergottesdienst abhalten müssen. Unmittelbar darauf war er zu einer Todkranken gerufen worden, die sich schnell als jene gottlose Hexe Serafina La Tedesca entpuppt hatte!

Er hatte ihr die Sterbesakramente verweigert, sollte das alte Weib ruhig zur Hölle fahren. Er hatte sie auch ein wenig geschüttelt, doch sie hatte ihr Schandmaul nicht aufgemacht. Er war schon halb zur Tür hinaus gewesen, als sich diese angebliche Prophetin plötzlich aufgebäumt und Ganganelli und die heilige Mutter Kirche mit gotteslästerlichen Worten verhöhnt hatte!

Eines war sicher: Diese letzte Prophezeiung der alten Schreckschraube würde Ganganelli so überhaupt nicht schmecken. Doch was diese Hexe konnte, konnte er schon lange: Er würde Ganganelli ganz einfach auch nur das erzählen, was er gerne hören wollte! Aber es sollte natürlich etwas sein, das auch ihm selbst zum Vorteil gereichen würde. Er musste es nur richtig anstellen, damit ihn Ganganelli nicht durchschaute. Der Großinquisitor war vielleicht nicht der Schlaueste, aber für Intrigen besaß er ein Händchen. Noch während er über der geeigneten Strategie brütete, schickte der ansässige Graf nach ihm, damit er seine beiden Neugeborenen taufte. Bertolli erhob sich und unterdrückte einen missmutigen Laut. Die Leute dieser öden Gegend beliebten nach Lust und Laune über ihn zu verfügen, zu sterben und zu gebären. Dabei, überlegte er, blieb Gottes Seelenhandel ausgeglichen: Eine Seele für den Himmel – der Dorfpfarrer, eine Seele für die Hölle – die Hexe, und nun waren zwei neue Erdenbürger angekommen. Ausgerechnet Zwillinge! Plötzlich hielt Bertolli mitten im Schritt inne, ein Geistesblitz hatte ihn getroffen. Das war es! Nun wusste er, wie er den Wortlaut der Prophezeiung zu seinem Vorteil umdeuten konnte.

Zunächst würde er Graf Abelardo di Stefano die angeblichen letzten Worte der Seherin zutragen. Schließlich würde seiner Prophezeiung erst durch weitere Mitwisser eine Bedeutung zuteilwerden!

Pater Bertollis abgewandelte Prophezeiung entwickelte sehr bald ein munteres Eigenleben. Sie stieg mit ihm ins Tal, verbreitete sich dort, und er selbst nahm sie mit nach Rom. Betroffene und Nichtbetroffene interpretierten sie sodann nach Belieben und Präferenzen und forderten damit ahnungslos das Schicksal heraus.

Ohne es geahnt zu haben, hatte Bertolli damit das erste Steinchen ins Getriebe der Kirchenmacht geworfen. Es setzte sich im Mahlwerk fest und begann sein schleichendes Werk.

I

Rom, 1764

»Hinfort mit Euch! Aus meinen Augen. Und wagt es ja nicht, Euch jemals wieder innerhalb dieser Mauern blicken zu lassen! Niemals zuvor in meinem Leben wurde ich schlimmer enttäuscht! Ihr seid eine Schande für unseren Stand! Schert Euch weg! Hinaus, hinaus …!«

Die Stimme des Mannes, die durch die spaltbreit geöffnete Tür drang, überschlug sich fast in ihrem Zorn. Es folgten schnelle Trippelschritte, und dann schoss ein ungemein fetter Pater durch die Tür in das Vorzimmer. Die Augen vor Entsetzen geweitet, nahm er den jungen Mann nicht wahr, der sich dort an einem Kohlebecken die Hände wärmte. Mit einem erstickten Schluchzen stürzte er an ihm vorbei.

Betroffen blickte der fremde Besucher ihm hinterher. Wenn er sich nicht irrte, war er eben Zeuge des Rauswurfs des ersten Assistenten des Pater General geworden. Was sollte er jetzt tun? Sich selbst anmelden? Sein Auftrag war dringend. Der quer über seine Brust geschnallte Lederriemen, an dem ein länglicher Briefbehälter hing, wies ihn als Boten aus. Unentschlossen verharrte der junge Mann auf der Stelle. Schließlich löste er den Behälter. Er führte den Vorgang mit größter Behutsamkeit aus, als könnte ihm dieser bei unsachgemäßer Behandlung in den Händen explodieren wie eine falsch geladene Muskete. Er kannte den Inhalt der Depesche. Tatsächlich enthielt sie eine Nachricht von höchster Sprengkraft. Drei Wochen hatte es ihn gekostet, um sie sicher von Paris nach Rom zu befördern. Seine Beine waren schwer, und sein Magen leer.

Das Schriftstück, das er im Auftrag des französischen Provinzials des Jesuitenordens mit sich führte, würde mit Sicherheit nicht zur Besserung der Laune des Pater General beitragen.

Nun erschien der 18. Generalobere des Jesuitenordens, Lorenzo Ricci, höchstselbst im Türrahmen. Seine aufrechte Gestalt verströmte Zorn – was erstaunlich anmutete bei einem Mann, der allseits für sein ausgeglichenes Gemüt bekannt war. »Wer seid Ihr? Und was habt Ihr hier zu suchen?«, blaffte er den Unbekannten an, kaum dass jener in sein Blickfeld geraten war.

Der Bote verneigte sich: »Eure Eminenz, mein Name ist Pater Francesco Colonna, und ich überbringe Euch eine eilige Botschaft aus Paris.« Er streckte seinem Superior das Dokument entgegen. Besser gleich in die saure Frucht beißen …

Ricci hatte das Siegel erkannt und an Ort und Stelle gebrochen. Flink huschten seine kleinen dunklen Augen über das Pergament; die Zornesröte wich alsbald einer jähen Blässe. Er wies den Pater in sein Büro und deutete auf den Armsessel vor seinem Schreibtisch. Er selbst nahm dahinter Platz und legte die Fingerspitzen aneinander. Mehrere Sekunden musterte er sein Gegenüber. Der Bote fühlte sich dabei bis auf den Grund seiner Seele durchleuchtet.

Schließlich murmelte Ricci: »Der junge Colonna, hmm? Ich kenne Euren Vater, den Fürsten. Ein guter Mann.« Erneut hüllte sich der Pater General in Schweigen, dabei finster auf die Nachricht starrend. Unvermittelt schlug er mit der Handfläche darauf. »Was für eine Katastrophe! Portugal zuerst, dann die Königreiche Neapel, Parma, Spanien und nun also Frankreich. Fürwahr, die Bourbonen haben den Untergang der Gesellschaft Jesu beschlossen … Wenn ich daran denke, dass Pater de La Chaize fünfunddreißig lange Jahre Beichtvater des großen Sonnenkönigs Ludwig XIV. war. Er kannte alle seine Geheimnisse! Und nun jagt uns sein Urenkel Ludwig XV. mit Schimpf und Schande aus dem Reich. Dabei habe ich selbst die größte Schuld auf mich geladen. Viel zu lange habe ich auf die Beschwichtigungen des Pater Timoni gehört.«

Der Genannte war für sein Gegenüber kein Unbekannter: Pater Giovanni Timoni war der amtierende römische Provinzial des Jesuitenordens. Er hatte die Lage des Ordens lange verkannt und zu bagatellisieren versucht. Tatsächlich aber hatte man Timonis einzigem Argument – er hatte beteuert, dass Gott selbst zu gegebener Zeit den Orden erretten werde – wenig entgegenzusetzen gehabt. Doch dem Pater General wurde das Warten auf das göttliche Wunder inzwischen zu lang.

»Was könnt Ihr mir über die kursierenden Gerüchte berichten, dass insbesondere der französische Außenminister, Duc de Choiseul, und die Konkubine des Königs, diese Madame Pompadour, das Verbot beim König vorangetrieben haben?«

»Eminenz, sie entsprechen leider der Wahrheit.«

»Furchtbar, einfach furchtbar«, lamentierte Ricci und schüttelte sein Haupt. »Was soll nur mit dieser Welt geschehen, wenn sich nicht nur die weltliche Politik in die kirchlichen Belange einmischt, sondern sich auch noch Frauen dies anmaßen … Betet, mein Sohn, betet für unser Heil. Wir gehen dunklen Zeiten entgegen. Der Teufel hat sein gieriges Haupt erhoben, und ich fürchte, er blickt geradewegs in unsere Richtung.«

II

Santo Stefano di Sessanio, 1767

Wie ein gigantischer Schiffsbug ragte das Felsplateau aus dem Berg heraus. Mitten darauf thronte die alte Burganlage von Santo Stefano di Sessanio. Das gewaltige Felsmassiv, das im Rücken der Anlage in die Höhe wuchs, schuf die Illusion, als hätte ein riesenhafter Bildhauer sie geradewegs aus dem Felsgestein herausmodelliert. Dahinter erhob sich das schneebedeckte Massiv des Corno Grande in den Himmel. Wegen seiner Form, die einer schlafenden Frau glich, nannten ihn die Einheimischen auch la bella addormentata, die schöne Schlafende.

Ein steiler Pfad, dem Felsen mühselig abgetrotzt und eben breit genug für einen Ochsenkarren, wand sich zur Burg hinauf und zeichnete den Hang kreuz und quer wie eine Narbe.

An klaren Tagen hatte man von der Burg eine herrliche Fernsicht über die fantastische Gebirgslandschaft der Abruzzen. Dann lockte am Horizont gar das Mittelmeer in einem irisierenden Streifen aus Silber und Azur.

Der erste Graf di Stefano hatte die Burganlage auf den Überresten eines römischen Kastells erbaut, nachdem die Sarazenen im 9. Jahrhundert mehrfach in Italien eingefallen waren. Mit den Jahrhunderten verlor die Burg an Bedeutung, die Nachfahren des Geschlechts verließen den Ort, und sie geriet in Vergessenheit. Scharen von Tauben und Fledermäusen bevölkerten sie nun und stritten sich unter dem hölzernen Dachgebälk um die besten Nistplätze.

Die Burg selbst war oft belagert, aber nie erobert worden. Kein Feind hatte je den Fuß in sie gesetzt. Nur einem Feind hatte sie sich schließlich doch beugen müssen – dem geduldigsten von allen: der Zeit. Die Spuren des Verfalls waren überall sichtbar. Ungehindert kletterte der Efeu die grauen Steinquader des Bergfrieds empor und schickte sich von dort an, die restliche Burg zu erobern. Wohl verlieh es der Anlage einen wildromantischen Anstrich, doch der grüne Klammergriff saugte sich in jeder Ritze fest, fraß sich durch die Mauern und fügte ihr weitere Wunden zu.

An diesem Mittag döste die Anlage in der ersten Maisonne scheinbar verlassen vor sich hin. Die Luft war erfüllt vom Summen der Insekten, die die Sonne aus ihrem Winterquartier hervorgelockt hatte. Lediglich eine Gruppe Gänse querte den Platz, zog gravitätisch über die baufällige Zugbrücke und verschwand im Schatten des Torbogens. Der fette Kater, der zusammengerollt in einem Sonnenfleck auf dem Hof lag, nahm keinerlei Notiz von ihnen. Nichts rührte sich …

Plötzlich brachen laute Hufschläge in das friedliche Idyll. Ein Pferd, über dessen Hals sich eine Gestalt so tief duckte, dass sie mit diesem fast verschmolz, sprengte im vollen Galopp den Pfad herauf. Der Reiter entpuppte sich beim Näherkommen als Reiterin: Eine junge Amazone mit wehendem schwarzem Haar. Beinahe noch im Galopp sprang sie vom Pferd und fegte mit geschürzten Röcken über den Hof, Staub und empörtes Federvieh gleichermaßen aufwirbelnd.

Ungestüm nahm das junge Mädchen jeweils zwei Stufen der baufälligen Treppe auf einmal und stieß das Portal zum Rittersaal auf. Fast hätte sie dabei ihre Tante Colomba ins Reich der Träume befördert. Ein hastiger Sprung zur Seite rettete diese gerade noch vor dem Zusammenstoß. »Aber Kind …«, entrüstete sie sich und schickte sich zu ihrem üblichen Vortrag über das gebührliche Benehmen junger Damen an. Emilia schenkte ihr keine Beachtung. Sie hatte den Gesuchten entdeckt. Wie so häufig traf sie ihren Vater in den Armen Morpheus’ an. Sein Kopf, dessen dichter Haarschopf ihm das Aussehen eines angegrauten Löwen verlieh, ruhte mit der Wange auf der Tischplatte, während seine Linke noch den leeren Humpen Wein umklammerte.

Nicht nur er, auch das Herzstück der Burg bot einen trübseligen Anblick. Neben verschlissenen Wandteppichen hingen alte Lanzen, Streitäxte und Schilder mit verblassten Wappen. Das spärliche Mobiliar, der Holztisch, wenige grob gezimmerte Bänke und eine zerschrammte Kredenz, verloren sich geradezu in der riesigen Halle. Auch die beiden verbeulten Rüstungen, die den steinernen Kamin bewachten, zeugten davon, wie lange die guten Tage bereits zurücklagen. Einst geschaffen, um ganze Ochsen am Spieß darin zu braten, klaffte der Kaminschlund nun schwarz und kalt. Drei magere Jagdhunde balgten sich davor um einen Knochen.

Ohne innezuhalten, stürmte Emilia auf ihren Vater zu und rüttelte ihn an der Schulter. Die grobe Behandlung riss den Conte unsanft aus seinen weinseligen Träumen.

»Was …? Wie …? Der Feind?«, stammelte er und fuhr heftig blinzelnd auf. Dabei stieß er den Zinnhumpen vom Tisch, der rollte über die Tischkante und landete scheppernd auf dem Steinboden. Die Hunde ließen sofort vom Knochen ab und stritten sich nun um das Rinnsal aus dem Becher.

»Ist es wahr, Vater? Ihr habt mich meistbietend verkauft?«, überfiel ihn die Tochter übergangslos.

Der Conte di Stefano zog unwillkürlich den Kopf ein. Schwerfällig stemmte er sich hoch und erwies sich dabei kaum größer als im Sitzen. Seine kurzen Beine steckten in faltigen Strümpfen, die in Schnallenschuhen endeten. An den Absätzen klebte Stroh.

Die Auseinandersetzung mit seiner temperamentvollen Tochter war unvermeidlich gewesen. Oh, wie er sich sein verstorbenes Weib Agostina herbeisehnte. Wie so oft schweiften seine Gedanken ab: Elf Kinder hatte ihm seine Frau im Laufe der Jahre geschenkt, und nur drei davon hatte ihnen der Herrgott gelassen. Wieder einmal verfluchte der Conte die boshafte Laune des Schicksals, wenn er an seine Zwillinge dachte. Äußerlich glichen sie einander sehr, dabei konnte es unter Gottes Himmel keine zwei von der Wesensart verschiedenere Menschenkinder geben. Was hatte er nur verbrochen, dass der Herr ihn mit dem grausamen Scherz gestraft hatte, indem er die Seelen seiner Kinder vertauscht hatte? Seine Tochter Emilia war schön wie der junge Morgen, doch ihr Eigensinn trieb ihn in den Wahnsinn! Sie trug die Hosen ihres Bruders Emanuele, ritt wie der Teufel und focht und handhabte den Bogen geschickter als jeder Mann, den er je gekannt hatte. Wie die wilde, ungezähmte Gegend, aus der sie stammte, strotzte sie vor Kraft und ursprünglichem Leben. Allein oder mit ihrer besten Freundin Serafina, der Enkelin der verstorbenen Seherin, streifte sie durch die endlosen Wälder, kletterte auf Berge und erforschte Höhlen, die es in den zerklüfteten Felsen zu Hunderten gab. Hungrig wie ein Wolf, mit Augen, aus denen die Erlebnisse des Tages leuchteten, fand sie sich meist erst zum Abendessen wieder ein.

Mit einem Seufzer wandten sich Abelardos Gedanken seinem Sohn Emanuele zu. Dieser besaß eben jenes sanfte Gemüt, das er sich für seine Tochter so sehr gewünscht hätte. Leider verabscheute Emanuele auch jegliche Form von Gewalt. Das ging so weit, dass er die Teilnahme an der Jagd ablehnte – Vergnügen und Pflicht eines jeden jungen Adeligen!

Im Alter von acht Jahren hatte sich die erste Tragödie im Leben der Zwillinge ereignet. Die Gräfin Agostina starb bei der Geburt ihres elften Kindes. Ein jeder in der Familie trauerte auf seine Art. Der Conte wandte sich dem Weinkeller zu, Emanuele dem Gebet, und Piero, der erstgeborene Sohn, schickte eine knappe Kondolenzschrift, dass ihn dringende Geschäfte in Venedig davon abhielten, dem Grab der Mutter einen Besuch abzustatten.

Emilias Trauer aber wandte sich dem Zorn zu – einem Zorn, der sich gegen alles und jeden zu richten schien. Das kleine Mädchen trauerte mit der Heftigkeit griechischer Tragödinnen. Es hatte vieler Monate bedurft, bis sich ihr Verhalten wieder der Normalität angenähert hatte, und noch länger, bis ihr Lachen zurückgekehrt war.

Ihr Zwillingsbruder Emanuele hatte schon sehr früh den Ruf Gottes vernommen. Vor vier Jahren, mit gerade dreizehn, war er in Rom in das dortige Jesuitenkolleg eingetreten.

Danach hatte Emilias Wildheit neue Höhepunkte erreicht. Außerstande, seiner Tochter Herr zu werden, hatte er beschlossen, ihre Erziehung in berufenere Hände zu legen. Er schickte sie in das Klarissenkloster nach Assisi. Es erwies sich schnell, dass das Lebensmotto der frommen Schwestern, Betend und arbeitend in der Stille präsent zu sein, sich kaum mit Emilias freiheitsliebender Wesensart vereinbaren ließ.

Nachdem seine Tochter das Kunststück vollbracht hatte, der Aufsicht der Klarissen gleich zweimal in sechs Monaten zu entwischen, um abgerissen wie eine Landstreicherin nach Hause zurückzukehren wie ein menschlicher Bumerang, fügte sich ihr Vater in sein Los. Wenn schon die strengen Klarissen mit Emilia ihre liebe Not hatten, wie sollte er, ihr alter Vater, ihr Paroli bieten? Insgeheim gestand er sich ein, dass sich in dieser Nachlässigkeit auch eine gehörige Portion Egoismus verbarg: Emilias Daseinsfreude und Lachen erfüllten das alte Gemäuer mit Leben. Wenn er sie nicht in seiner Nähe wusste, fühlte er sich doppelt einsam.

Die guten Schwestern zu Assisi jedenfalls schienen über Emilias Ausscheiden nicht betrübt zu sein. Sie schickten dem Grafen eine gespickte Rechnung, die unter anderem die Kosten für die Reparatur einer Nebenpforte auswies. Ansonsten unternahmen sie nicht den leisesten Versuch, den Herrn Grafen zu überzeugen, ihnen Emilia zurückzuschicken. »Die sind froh, mich los zu sein, Vater.« Emilia küsste ihn auf die große, rot geäderte Nase, dass sein Herz schmolz, und hüpfte davon, neuem Schabernack entgegen.

Hier stand er nun und erntete die Früchte dieser sträflichen Vernachlässigung. Er selbst hatte es versäumt, ihr Respekt und Demut beizubringen. Und trotzdem regte sich auch immer ein wenig Stolz in seinem Herzen, wenn er dieses vitale Geschöpf vor sich sah. Seine Tochter! Wenn sie nur nicht so auf ihren eigenen Kopf beharren würde, dachte er und tat sich selbst leid. Die Leute im Dorf hatten recht, wenn sie behaupteten, Emilia habe den Teufel im Leib, während das Licht Gottes in ihrem Bruder Emanuele wohne.

Ein letztes Mal räusperte er sich, dann stellte er sich ihrem flammenden Blick. »Nun … ähm … liebes Kind, beruhige dich doch erst einmal«, sagte er und zupfte verlegen an seinem grauen Spitzbart. »Setzen wir uns und sprechen in Ruhe.«

Widerstrebend kam Emilia seiner Aufforderung nach.

Der Conte suchte sichtlich nach dem richtigen Anfang. Auf der Suche nach Inspiration geriet ihm just seine Schwester Colomba ins Visier. Sie war eine zänkische alte Jungfer, die bei ihm, wie sie selber beteuerte, das Gnadenbrot fristete. Allerdings aß Colomba sehr zum Verdruss ihres Bruders mit einer Unersättlichkeit, die ihresgleichen suchte. Soeben grub sie ihre großen gelben Zähne in ein Stück Weißbrot, das sie dick mit Olivenpaste bestrichen hatte.

Das schlechte Gewissen des Contes fand in ihr sein Ventil. »Colomba, he da!«, brüllte er in ihre Richtung. »Mach dich nützlich, anstatt mir die letzten Haare vom Kopf zu fressen! Hol uns einen Krug Wein aus dem Keller, aber von dem guten Montepulciano! Und untersteh dich, alte Vettel, auch nur einen Tropfen zu stibitzen. Sonst setzt es was!«, polterte er weiter.

Colomba hatte das Kauen eingestellt, rang sichtlich um Fassung, doch sie watschelte davon.

»Ha, es ist also wahr, Vater!«, fauchte Emilia. »Ihr könnt mir noch nicht einmal in die Augen sehen! Der letzte Schafhirt ist über meine Verlobung im Bilde. Nur die Braut selbst, die lässt man im Ungewissen! Mama würde sich für Euch schämen, Vater. Aber ich werde nicht heiraten. Niemals. Hört Ihr? Lieber stürze ich mich vom Bergfried!« Wutentbrannt war das junge Mädchen aufgesprungen, sodass hinter ihr die Bank umstürzte. Emilia achtete auf nichts und niemanden mehr, sondern hielt mit brennenden Augen auf den Ausgang zu. Die drei Hunde, in der Annahme, sie wolle mit ihnen spielen, rannten ihr kläffend hinterher.

Ihre Flucht endete abrupt im Türrahmen. Dort stieß sie mit einem jungen Mann zusammen. Mittelgroß und stämmig gebaut, fing er sie mit einem lauten »Holla« auf. Seine erlesene Kleidung stach ihr sofort ins Auge. Unter dem Rock aus himmelblauem Atlas lugte eine Weste aus Brokat hervor, während die muskulösen Beine in blitzblanken Reiterstiefeln steckten, die Sporen wie Pferdeköpfe geformt.

»Hoppla, kleine Schwester! Immer noch so stürmisch, wie ich sehe.« Ihr älterer Bruder Piero lachte ihr spöttisch ins Gesicht.

»Und du immer noch so verschwenderisch, wie ich sehe!«, fuhr Emilia ihn an.

Piero lächelte weiter auf sie herab, doch es war ein Lächeln, das sich nicht auf seine Augen ausdehnte. Er sah auf männliche Art gut aus, doch die beginnenden Fältchen ausschweifender Lebensart milderten den angenehmen ersten Eindruck.

Emilia wand sich heftig in seinem Griff. »Lass mich sofort los!« Und da er nicht hörte, holte sie blitzschnell aus und trat ihm kräftig gegen das Schienbein.

»Furie«, knurrte Piero, gab sie aber nicht frei. Emilia fauchte wie eine Katze und versuchte, ihm in die Hand zu beißen.

»Lass deine Schwester los, Piero. Sofort!« Für einen kurzen Augenblick hatte die Stimme des Grafen zu früherer Autorität zurückgefunden. Piero zuckte mit den Achseln. Er grinste Emilia an, als würde er sich über etwas freuen, von dem sie noch keine Ahnung hatte. Dann schubste er sie gleichgültig von sich.

»Setzt euch, und haltet gefälligst Frieden. Wirklich, ihr beiden führt euch auf wie zwei Hähne, die denselben Misthaufen verteidigen«, sagte der Conte grob. »Aber so wart ihr ja schon immer«, ergänzte er mit einem Schnauben.

Colomba kehrte mit dem gewünschten Krug Wein zurück. Beim Anblick Pieros erhellte sich ihr Gesicht. Er war seit jeher ihr erklärter Liebling. Zärtlich lächelte sie ihm zu. Alle blieben stumm, während sie reihum die Humpen füllte. Danach machte Colomba Anstalten, sich auf der Bank vor dem Kamin niederzulassen. Doch der Conte zeigte unmissverständlich zur Tür, und sie trippelte beleidigt davon.

Emilia sah von ihrem Bruder zu ihrem Vater. Hinter ihrer klaren Stirn arbeitete es sichtlich.

Der Conte wiederum hielt seinen Blick beharrlich auf das Glas gesenkt. Scheinbar suchte er nun in den blutroten Tiefen nach den geeigneten Worten, um das unbequeme Gespräch zu eröffnen. Piero gönnte sich inzwischen einen tüchtigen Schluck. Danach zog er aus seinem Ärmel ein Taschentuch und betupfte sich geziert die Lippen.

Verächtlich musterte Emilia seine geckenhafte Erscheinung. Ihr Blick folgte seinen manierierten Bewegungen und blieb auf dem Taschentuch haften. Mit goldenen Fäden gestickt, prangten darauf Pieros Initialen sowie das Wappen der di Stefanos. Ihre Augen verengten sich. Sie wirkte nun wie eine Katze kurz vor dem Sprung. »Jetzt schwant mir, was hier gespielt wird. Du bist es, der hinter dieser albernen Farce von Hochzeit steckt, Piero! Du hast den Kuhhandel ausgeheckt, und daher rührt auch dein seltsamer Besuch im Herbst mit deinen angeblichen Geschäftspartnern. Ihr habt die Ware begutachtet! Pfui Teufel!« Sie war aufgesprungen. »Hast du nicht schon genug Schaden angerichtet, Bruder? Unsere besten Schafherden sind verkauft, und die kommenden beiden Ernten hat man uns längst gepfändet. Du hast Vater in den Ruin getrieben. Musst du jetzt auch noch mein Leben ruinieren?«

Ihr Vater war bei ihren Worten erschrocken aufgefahren. »Aber … woher weißt du das denn alles, Kind?«

»Eben, weil ich kein Kind mehr bin, Vater. Ich habe Augen und Ohren. Außerdem kann ich lesen. Deine Bücher lügen nicht.«

»Du warst an meinen Kontobüchern?«, erzürnte er sich und erhob sich drohend von der Bank. Aug in Aug standen sich Vater und Tochter nun gegenüber und funkelten sich an.

»Ja!« Emilia wich keinen Zoll vor seinem Zorn zurück. »Warum auch nicht? Schließlich betrifft uns die Misere alle miteinander. Ich hätte auch einige Ideen, wie wir unseren Ertrag steigern könnten. Zum Beispiel könnten wir …«

»Schweig still, Schwester«, fiel ihr Piero ins Wort. »Was verstehst du schon von Erträgen?«

»Vermutlich mehr als du, du erfolgreicher Handelsmann! Wo sind denn deine Errungenschaften? Wo sind deine Schiffe, dein Vermögen? Hattest du bei deinem Auszug nicht vollmundig geprahlt, du würdest Venedig die alte Pracht zurückbringen? Doge wolltest du werden! Ha, dass ich nicht lache! Keinen einzigen verdammten Scudo hast du verdient. Stattdessen hast du in kürzester Zeit unser gesamtes Familienerbe verschleudert! Du bist nichts weiter als ein Blender!«, schmetterte sie ihm entgegen.

»Dumme Göre, was ficht dich das Erbe an? Als ältestem Sohn wird mir sowieso alles gehören!«, brauste Piero auf. Immerhin hatte sie ihn aus seiner überheblichen Ruhe geholt.

»Ha, welches Erbe, du dämlicher Kohlkopf? Man kann nicht erben, was gar nicht mehr vorhanden ist!«, schrie Emilia zurück.

»Himmelherrgott noch mal!« Conte Abelardos Faust sauste auf den Tisch. »Fangt ihr schon wieder an!« Doch sein Zorn nährte sich nur aus einem kurzen Aufflackern früherer Vitalität. Kaum entflammt, erlosch er schon wieder. Mit trüben Augen fixierte der Conte seine Kinder, wirkte jäh müde und verbraucht. Seufzend fuhr er sich mit beiden Händen durch seine graue Mähne. Endlich suchte er den Blick seiner Tochter. Er hob seine große Hand und ließ sie langsam auf ihre sinken, die klein und zerbrechlich wie ein Schmetterlingsflügel unter seiner verschwand.

Betroffen starrte Emilia auf die Hand ihres Vaters. Nie zuvor waren ihr die blauen Adern und die dunklen Male auf seinem Handrücken aufgefallen. Mit leisem Schrecken erkannte sie, dass das Alter unbarmherzig von ihrem Vater Besitz ergriffen hatte. Plötzlich konnte sie die Last der Sorgen fühlen, die ihn beugten, und ihr mitleidendes Herz flog ihm zu. »Ach, Vater, lieber Vater!«, rief sie und lehnte ihre Stirn an die seine. »Ich will ja alles für Euch tun, aber bitte schickt mich nicht fort von hier. Bitte, lasst mich bei Euch bleiben …«, flehte sie. Lange Zeit verharrten die beiden so. Selbst der schöne Piero verhielt sich ungewöhnlich still, als würde auch ihn die Innigkeit von Vater und Tochter bewegen. Nur das leise Schnarchen der Hunde, die sich erneut vor dem Kamin niedergelassen hatten, unterbrach die Stille.

Schließlich löste sich der Conte von Emilia. Er tätschelte väterlich ihre Hand und nahm gleichzeitig einen tiefen Atemzug, als wollte er zusätzliche Kraft schöpfen. »Emilia, mein Liebstes«, hob er an. »Ich weiß, es war nicht recht von mir, es dir so lange zu verschweigen. Allein der Gedanke, dass auch du mich verlassen wirst, beschwert mein Herz. Die Wahrheit ist, dass ich bis zum letzten Moment gehofft habe, dass es nicht so weit kommen würde. Doch diesen Winter hat eine Seuche unsere noch verbliebenen Schafherden hinweggerafft. Das ist das Ende. Wir sind ruiniert, meine Tochter. All unser Besitz ist verkauft oder verpfändet. Bis auf dieses alte Gemäuer …«, seine Hände vollzogen eine Geste, die den Saal umfasste, »… das noch nicht einmal die Gelüste des Steuereintreibers hat wecken können, bleibt uns nur unser guter Name.«

»Und da Ihr kein Hab und Gut mehr habt, das Ihr noch veräußern könnt, verschleudert Ihr nun auch den letzten Euch verbliebenen Besitz, mich, Eure Tochter!«, begehrte Emilia auf. »Ich soll also für die Misserfolge, die Ausschweifungen und Großmannssucht meines Bruders bezahlen? Wozu hat er eigentlich eine reiche Erbin zur Frau genommen? Warum kommt sie nicht für seine Schulden auf?«

Die betretene Miene ihres Vaters schien Erklärung genug.

Mit einer heftigen Bewegung wandte sie sich ihrem Bruder zu. »So hast du auch die Gunst der schönen Belinda und ihrer reichen Sippschaft verwirkt?«, giftete sie. »Es musste ja so weit kommen. Du widerst mich an.« Emilia spuckte ihm ins Gesicht.

Piero wollte auf sie losgehen, doch der alte Conte fuhr erneut dazwischen. »Herrgott noch einmal. Wollt ihr wohl Frieden halten! Und du, Emilia, zügele dich. Was sind denn das für Sitten? Du führst dich auf wie eine gewöhnliche Bäuerin. Es stimmt schon, was Tante Colomba sagt, du verbringst zu viel Zeit mit dem Dorfpöbel. Damit ist jetzt ein für alle Mal Schluss. Der Herzog von Pescara wünscht dich zur Frau. Er ist ein angesehener Mann, und vor allem legt er keinen Wert auf eine Mitgift. Du wirst eine Duchessa sein und über ein großes Lehen gebieten, Emilia, mit Palazzi in Pescara, Rom und Venedig. Du wirst reisen und prächtige Kleider und kostbares Geschmeide tragen. Zudem ist dein künftiger Gemahl im besten Mannesalter und von angenehmem Äußeren. Was sagst du?«, fragte ihr Vater und sah sie Beifall heischend an.

Emilia hatte ihrem Vater mit wachsendem Groll gelauscht. Nun konnte sie nicht länger an sich halten. »Was ich dazu sage?«, höhnte sie. »Ich finde, dass Ihr diesen Duca anpreist, als wolltet Ihr auf dem Markt von L’Aquila einen Eurer Widder verkaufen. Sagt, habt Ihr etwa auch mich auf diese Art angepriesen? Was habt Ihr dem Herzog erzählt? Dass ich gute Zähne und Beine habe und aus einer hervorragenden Zucht stamme?«

Das Gesicht ihres Vaters hatte sich bei ihren Worten rot verfärbt. »Nun ist es aber genug!«, brüllte er. Erneut hieb er mit der Faust auf den Tisch, dass die Becher tanzten. »Sieh dich doch einmal hier um. Was siehst du? Alte Fetzen an den Wänden, schäbige Möbel und durch das Dach regnet es herein, dass uns die Töpfe ausgehen. Wir sind arm wie die Bettelmäuse! Sieh dich selbst an, deine Kleider sind löchriger als ein Mehlsieb.« Er maß seine Tochter dabei von Kopf bis Fuß und zuckte dann zurück, wie ein Mann, der nur eine Redensart hatte äußern wollen und nun feststellen musste, dass das Augenscheinliche diese noch übertraf. Emilias Kleid aus braunem Barchent wies in der Tat einige Löcher auf, und aus einem Riss am rechten Reitstiefel lugte gar ein rosiger kleiner Zeh hervor. Der Anblick dämpfte seinen Zorn. »Ach, Kind«, seufzte er und sank auf die Bank zurück. »Was soll ich nur mit dir machen. Schau, mir ist es selbst weh ums Herz, dich von hier fortzuschicken. Du bist das Licht meiner alten Tage. Doch du bist jung und sprühst vor Leben. Hier gibt es nichts für dich, meine Tochter. Da draußen jedoch wartet eine Welt auf dich! Hol dir deinen Teil davon. Du hast ein besseres Leben verdient, als hier mit mir und Tante Colomba zu versauern. Dein Schicksal als Frau ist es zu heiraten, Emilia. Nimm es an.«

Trotzig schüttelte Emilia ihren Kopf, dass ihre schwarzen Locken flogen. »Ihr sprecht von Schicksal, Vater. Doch was Ihr wirklich meint, ist, dass ich keine Wahl habe. Wenn Ihr mich fragt, ist es eine Bürde, als Frau zur Welt gekommen zu sein. Woher nehmt Ihr bloß Eure Überzeugung, zu wissen, was mich glücklich macht, Vater? Habt Ihr mich je danach gefragt? – Nein«, antwortete sie selbst darauf. »Wann hätten mich je Kleider oder Schmuck interessiert? Alles, was ich will, ist hier in Santo Stefano zu bleiben, bei Euch. Bitte, Vater, ich will nicht fort von hier.« Ihre Augen waren ein einziges Flehen.

Tatsächlich hätte der Conte Emilia allzu gerne nachgegeben. Doch ihm blieb keine Wahl. Sein Sohn Piero steckte bis über den Hals in Schulden. Entweder sie wurden bezahlt, oder Piero müsste das Land verlassen. Ihm drohte ansonsten das Gefängnis. Diese Schmach konnte er nicht zulassen: Der nächste Conte di Stefano im Schuldenturm! Emilias künftiger Gemahl hatte ihm zugesichert, alle Schulden Pieros zu begleichen, und er würde darüber hinaus seinem Schwiegervater eine großzügige monatliche Rente gewähren. »Tut mir leid, mein Liebstes. Aber es ist beschlossen. Du heiratest den Herzog von Pescara und damit basta!«

»Oh, wie einfach Ihr es Euch macht, Vater!«, schrie Emilia. »Ihr sagt basta, und die Tochter soll schweigen. Mit welchem Recht verfügt Ihr über mein Leben?«

»Mit dem Recht des Vaters auf die Tochter. Mit dem Recht des Stärkeren über den Schwächeren!«, brüllte er zurück.

»Ich bin nicht schwach! Ich bin mindestens so viel wert wie ein Mann, und ich nehme es mit jedem auf! Ihr aber, Ihr verdammt mich dazu, das Anhängsel eines Herzogs zu sein. Tagsüber darf ich, aufgeschirrt wie eine Stute, an seiner Tafel präsidieren und nachts sein Bett wärmen. Wie könnt Ihr mich nur dazu zwingen, einen mir völlig fremden Mann zu heiraten? Ihr habt Mutter schließlich auch aus Liebe geheiratet«, brachte Emilia ihren letzten Trumpf aus.

Der Conte war zuletzt aufgesprungen und lief erregt gestikulierend vor dem Kamin auf und ab. »Das mit deiner Mutter war etwas völlig anderes und tut hier nichts zur Sache«, empörte er sich. »Was sind denn das für rebellische Reden? Selbst über dein Leben bestimmen zu wollen … Ja, wo kämen wir denn hin, wenn alle Frauen plötzlich mit solchen Ideen aufwarteten? Das führte ja geradezu in die Anarchie! Dieser Unsinn stammt sicher aus der Lektüre dieser verrückten Franzosen, die deine Freundin Serafina seit Neuestem anschleppt, äh …«, er durchforstete sein Gehirn nach den Namen, »Voltarini und Diderotto, oder wie sie sich sonst schimpfen mögen!«, ereiferte er sich weiter. Er hielt inne, um kurz Luft zu schöpfen.

Emilia nutzte die Pause. »Ihr meintet sicher Voltaire und Diderot. Aber nein, mein Herr Vater. Hier irrt Ihr Euch«, widersprach sie sanft. »Das haben mir die frommen Klarissen zu Assisi beigebracht. Ihre Ordensregel betont ausdrücklich, dass jede Schwester trotz des geforderten Gehorsams das Recht auf Eigenverantwortung innehat.«

»Natürlich, natürlich. Ansonsten nichts lernen wollen, aber wenn dir eine Kenntnis in den Kram passt, dann pickst du dir die Rosinen heraus, um mich beizeiten damit zu bewerfen«, grollte ihr Vater. »Genug jetzt der Worte. Meine Geduld ist am Ende. Du heiratest den Duca von Pescara und Schluss! Schon morgen werden die Abgesandten des Herzogs hier erscheinen, um dich zu ihm zu geleiten. So, und nun geh und richte dein Bündel, oder stürze dich meinetwegen vom nächsten Felsen. Es ist mir einerlei!« Der Conte verharrte mit zorngerötetem Gesicht vor Emilia. Wenn er wollte, so konnte sein Temperament durchaus mit dem seiner Tochter Schritt halten.

Emilia hatte aus seiner kurzen Rede nur eines herausgehört: »Schon morgen?«, stammelte sie fassungslos. Ein Beben durchlief ihren geschmeidigen Körper, und ihr Blick wurde hart. Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und schritt mit hocherhobenem Kopf hinaus.

»Bravo, Vater. Wohl gesprochen. Lasst Euch von dieser Rotzgöre nicht auf der Nase herumtanzen«, meldete sich Piero selbstgefällig.

»Und du, du … Ach, halt einfach deinen Mund«, blaffte ihn der Vater an. »Hinaus mit dir. Aus meinen Augen, Nichtsnutz.«

Schwerfällig ließ sich der Conte erneut auf der Bank nieder. Er wusste, dass er seine Tochter heute in zweifacher Hinsicht verloren hatte. Den waidwunden Ausdruck in ihren Augen würde er wohl nie im Leben vergessen. Trauer und Einsamkeit drohten ihn zu überwältigten. Ein eiserner Ring legte sich um sein Herz und presste es zusammen, bis der Schmerz schier unerträglich wurde. Den Rest der Nacht suchte er Trost im Wein.

Serafina la Tedesca war in ihrem Element. Sie schnippelte und hackte, schnitt und zerkleinerte verschiedene Zutaten, während sie ein Lied vor sich hinsummte. Anschließend warf sie alles zusammen in den brodelnden Kupferkessel. Über ihr baumelten von einem Deckenbalken Bündel getrockneter Kräuter. Die junge Frau wählte einige wenige Stängel aus, rieb sie zwischen Daumen und Zeigefinger, damit sich das Aroma entfalten konnte und fügte sie dem simmernden Gericht hinzu. Sofort breitete sich ein köstlicher Duft aus. Serafina tauchte gerade einen Holzlöffel hinein, um zu probieren, als hinter ihr die Haustür voller Ungestüm aufgerissen wurde, sodass das Türblatt gegen die Wand krachte. Spätnachmittägliches Sonnenlicht flutete herein. Sie musste sich nicht erst umdrehen, um zu wissen, dass es sich um ihre Freundin Emilia handelte. Kein Mensch machte je so viel Radau. Ruhig zog sie den Topf von der Feuerstelle. »Meine Güte, Emilia. Was hast du jetzt wieder angestellt?«

»Ist deine Mutter da?« Emilias Augen glitten durch den Raum, als erwartete sie, dass Donna Elvira jede Sekunde aus dem Schatten einer Ecke heraustreten würde. Tatsächlich besaß sie diese besondere Eigenschaft, in den unpassendsten Augenblicken in Erscheinung zu treten.

Emilias Frage entlockte Serafina ein Lächeln. Ihre Mutter Elvira war der einzige Mensch, dem Emilia – außer ihrem Vater Abelardo – Respekt zollte. »Mutter wurde zu einer Geburt außerhalb gerufen und wird nicht vor morgen Mittag zurückkehren«, konnte sie ihre Freundin beruhigen.

Emilia ließ sich auf den Sessel vor dem Kamin fallen. Ein prasselndes Feuer verbreitete im Verein mit der Kochstelle wohlige Wärme. Noch hielten die Nächte in den abruzzischen Bergen das Dorf mit empfindlicher Kälte umklammert.

Serafina setzte sich zu Füßen Emilias auf eine kleine Bank und wartete darauf, dass ihre Freundin ihr erzählte, was sie auf dem Herzen hatte. Wie aus dem Nichts tauchte ein schwarzer Kater auf. Mit einem eleganten Satz landete er auf Emilias Schoß. »Ach, du bist es, Paridi«, murmelte sie und streichelte mechanisch den samtigen Kopf.

Serafinas Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Denn diese an den Kater gerichteten Worte blieben für eine lange Zeit Emilias einzige. Das Schnurren des Katers, das leise Brodeln des Topfes und das gelegentliche Knacken eines Holzscheits im Kamin waren die einzigen Laute in der Stille.

Endlich brach es aus Emilia heraus: »Vater hat mich verkauft!«

Serafina, hinreichend mit Emilias Hang zur Theatralik vertraut, ließ sich weder durch ihre Worte noch durch ihre Leichenbittermiene aus der Fassung bringen. »Wie verkauft? Vielleicht könntest du mich genauer über deine neuesten Kalamitäten unterrichten, sonst kann ich dich nicht gebührend bedauern. Also, wo drückt der Schuh?«

»Ja, mach dich nur über mich lustig«, fauchte Emilia. »Du hast nichts zu befürchten. Du bist nicht von Adel und arm! Bei dir würde niemand auf die Idee verfallen, dich mit einem Lustgreis verheiraten zu wollen.« Emilia reagierte besonders empört, da ihre Freundin die über sie hereingebrochene Katastrophe nicht ernst zu nehmen schien.

»Das mag schon stimmen, amore mio«, antwortete Serafina seltsam friedlich. »Wer würde mich auch haben wollen? Ich bin die Bastard-Tochter einer Bastard-Hexe, die von ihrer Bastard-Mutter abstammt … Uns Zauberinnen heiratet man nicht. Ja, du hast recht. Ich habe es gut, meine Zukunft ist rosig«, spottete Serafina gutmütig.

»Aber du bist nicht arm!« Emilias Blick umfasste die glänzenden Cottofliesen, die gediegenen Möbel und den überquellenden Bücherschrank. Die Vitrine an der Wand beherbergte gar den besonderen Stolz von Serafinas Mutter: eine Sammlung kostbarer venezianischer Trinkpokale. Ohne Zweifel, die Geschäfte von Serafinas Mutter, der Hebamme, liefen glänzend

»Schon gut«, sagte Serafina, »du sollst also heiraten – so viel habe ich verstanden. Warum so plötzlich? Hat das mit deinem Bruder Piero zu tun? Ich habe ihn heute im Dorf gesehen.«

Die bloße Nennung von Pieros Namen genügte, um Emilias Zorn erneut zu entfachen, und sie schimpfte los. Serafina ließ die Kanonade über sich ergehen. Emilia zu unterbrechen, wenn sie einmal unter vollen Segeln stand, konnte man sich sparen. Endlich drang ihre Freundin zum Kern ihrer Erregung durch und klärte sie über Pieros Rolle in ihrem Drama auf: »Dieser hinterhältige Bastard hat es geschafft, uns mit seinen Fehlspekulationen endgültig ins Unglück zu stürzen. Wir sind am Ende. Aus, finito. Vater sagt, wir haben nur noch ein Dach über dem Kopf, weil sich bisher keiner unserer Schuldner dieses hinfällige Gemäuer, das sich hochtrabend Burg schimpft, antun mochte. Piero wird Vater noch ins Grab bringen. Sogar seine noble Angetraute, die schöne Belinda, und deren Sippschaft scheinen die Nase gestrichen voll von ihm zu haben. Sie weigern sich, weiter für seine Schulden aufzukommen. Verständlich, warum sollten sie sich auch, wie Vater, ihr letztes Hemd von ihm stehlen lassen?«, ergänzte sie bitter. »Um seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, hat mich mein feiner Bruder einem reichen Mann als Braut verkauft. Sicherlich einer von Pieros Kumpanen, mit dem er seine Ausschweifungen teilt. Oh, Serafina, was soll ich nur tun, mein Leben ist vorbei …« Emilia barg ihr Gesicht in den Händen.

Kater Paridi fühlte sich in seiner Bequemlichkeit beeinträchtigt und hob den edlen Kopf. Seine gelben Raubtieraugen enthielten die unmissverständliche Aufforderung, ihn weiter zu kraulen, anstatt herumzuflennen. Schließlich sprang er von ihrem Schoß und stolzierte unter den Tisch.

Emilia ließ ihre Hände sinken und sah ihm traurig hinterher. Dann begegneten ihre nun beinahe violetten Augen dem ruhigen, bernsteinfarbenen Blick Serafinas. Die Aufforderung darin glich einem stummen Schrei: Hilf mir, Serafina, einen Ausweg zu finden!

So war es schon immer zwischen ihnen beiden gewesen. Emilia ritt sich in die Tinte, und Serafina holte für sie die Kastanien aus dem Feuer. Serafina konnte zwar Emilias Aufregung nachvollziehen, aber keine echte Katastrophe darin sehen. »Ich fürchte, in diesem Fall sind mir Grenzen gesetzt«, erwiderte sie. »Außer …«, fuhr sie mit einem spitzbübischen Grinsen fort, und Emilia richtete sich sofort erwartungsvoll auf.

Eigentlich hätte sie das Lächeln ihrer Freundin warnen sollen. Meist leitete es einen von Serafinas Einfällen ein, die sie selbst höchst spaßig fand – wobei die Betroffenen ihren Humor selten teilen konnten.

»Nun sag schon«, forderte Emilia sie atemlos auf.

»Wir sind uns ähnlich, und wir haben die gleiche Statur. Bis auf mein blondes Haar natürlich. Aber ich könnte es mir mit der Essenz aus Nusswurz schwarz färben. Der Herzog hat dich nie gesehen, oder? Was hältst du davon, wenn ich den Mann an deiner statt heiraten würde? Das wäre ein Spaß. Stell dir vor! Ich, der Hexenbastard, als Frau eines Herzogs! Ich würde in Samt und Seide gehen …«, Serafina war aufgesprungen und schritt mit in die Hüfte gestemmten Händen vor ihr auf und ab, »und jedermann müsste mich mit Frau Herzogin anreden. Oh ja, das könnte mir gefallen.« Sie klatschte in die Hände und strahlte ihre Freundin an.

Einige Sekunden lang musste sich Emilia neu sortieren. An Serafinas Späße gewöhnt, fand sie einen Scherz zu diesem Zeitpunkt und auf ihre Kosten absolut unpassend. Heftig sprang sie auf. »Eine feine Freundin bist du, mich so zu verschaukeln«, fauchte sie.

Serafina ließ sich prustend in den zweiten Sessel plumpsen.

»Oh, du bist einfach unausstehlich!« Emilia stampfte mit ihrem Fuß auf. »Warum musst du immer nur spotten und mit allem und jedem deine Späße treiben? Warum kannst du nicht einmal im Leben etwas ernst nehmen?«

amore miomich